Fliessende Musik aufgeführt

Langnau: Am vergangenen Samstag schenkte das Langnauer Orchester dem Publikum einen genussvollen Musikabend in der Kirche. Dabei stand auch die Klarinette im Mittelpunkt.

Zur Aufführung kamen vier Werke von böhmischen Komponisten, kurz kommentiert vom Dirigenten Christoph Metzger oder vom Klarinettisten Wenzel Grund. 

Johann Stamitz stammt wie der Solist Wenzel Grund aus Prag. Er wirkte später in Paris und Mannheim. Die Klarinette faszinierte ihn und er komponierte Musik für dieses damals neuartige Instrument. Das Klarinettenkonzert in B-dur ist voll spezieller Effekte wie Triller, rasante Läufe, kurze rasche Hüpfer, sich im Tempo steigernde Aufstiege, grosse Tonsprünge. Zu hören waren auch melodiöse Klänge, die anschwollen und verebbten und wellenbildende Töne, ausdrucksstark gespielt von Wenzel Grund.

Zu Ehren Beethovens

Zum 250. Geburtstag von Ludwig van Beethoven musizierte das Orchester die Symphonie Nr. 1 in C-dur. Beethoven war 29 Jahre alt, als er sie schrieb. 1800 wurde sie uraufgeführt als neue Symphonie für eine neue Epoche. Das Orchester spielte das imposante Werk gestaltungsstark. Sanfte Flötenmelodien waren schön zu hören. Kräftige Töne von Horn und Trompeten und Paukenschläge imponierten. Tonabbrüche und Pausen kamen effektvoll zur Geltung, ebenso fliessende und anschwellende Melodien.

Der Böhme Otmar Macha fühlte sich verbunden mit der Volksmusik, wendete aber auch moderne Kompositionstechniken an. Er komponierte unterschiedliche Werke, wie Symphonien, Oratorien, Filmmusik, wie Wenzel Grund ausführte. Seine Rhapsodie für Klarinette und Streicher erklang stimmungsvoll. Auf- und Abstiege wechselten mit fliessenden Passagen und wirbelnden Klängen, ausdrucksvoll gespielt vom Solisten. Erstaunlich, wie feine hohe Töne aus einer Klarinette klingen können. Am Ende des Stückes produzierten die Streicher einen gläsernen Klang, der die Ohren strapazierte, aber sehr effektvoll war.

Perlendes Quellwasser

Bedrich Smetana litt wie Beethoven an Schwerhörigkeit. Als er sein Stück die Moldau komponierte, war er bereits taub. Es verlangt ein volles Orchester und zusätzlich eine Harfe. Die Querflöten spielten perlendes Quellwasser zum Zupfen der Streicher. Oboen verstärkten den sprudelnden Bach. Die bekannte Melodie des dahinziehenden Flusses begleitete ein Triangel und verlieh ihm einen silbernen Klang. Waldjagd und Bauernhochzeit am Flussufer kamen zur Geltung. Geheimnisvoll klang der Nymphenreigen mit schwebenden Flötenklängen zu langgezogenen Tönen von Streichern und Bläsern. Der Fluss wirbelte über Stromschnellen und zog als breiter Strom an der Burg vorbei. Laute Bläserstösse verdeutlichten den Betrieb dort, der sich mit Cinellen und Pauke zum Orchester dazu noch steigerte. Am Schluss entschwand die Moldau leise fliessend von Prag weg.

17.09.2020 :: Sylvia Ammann (sal)