Enkeleien, zum Ersten

Ich schreibe diese Kolumne unmittelbar nach einem Grosskinderhütewochende, stecke also noch schwer in der Erholungs- und Aufräumphase. Verstehen Sie mich jetzt nicht falsch. Wir lieben unsere beiden Grosskinder über alles und es macht ganz den Anschein, als beruhe diese Liebe auf Gegen-seitigkeit. Zwei Buben sind’s, der eine wird gerade vier, der jüngere ist zwei Jahre alt. Und beide sind ziemlich -unternehmungslustig und zeichnen sich durch einen ausgeprägten Forscherdrang aus. 

Meine Frau und ich sind nun ja auch nicht mehr gerade die Jüngsten und haben unsere Wohnung dementsprechend nicht besonders kinderfreundlich eingerichtet. Also beginnt der
Kinderhütedienst genau genommen bereits Tage vor Ankunft der kleinen Wildfänge. Alle Pflanzen müssen in (noch) unerreichbare Höhen gezügelt werden, denn die beiden Jungforscher betätigen sich durchaus als leidenschaftliche Botaniker und interessieren sich brennend für blühende Orchideen und grossgewachsene Birkenfeigen (Ficus benjamina). Letztere kann mangels ausreichender Raumhöhe nicht auf Schränke flüchten und muss deshalb mit einem Stacheldrahtzaun aus Armeebeständen geschützt werden. Sind die Pflanzen (vermeintlich) erst mal gesichert, müssen Schubladen und Schranktüren verschweisst, verbarrikadiert und abgeschlossen werden. (Im Moment suchen wir übrigens verzweifelt die Schlüssel, vermutlich haben die Jungs sie gefunden und in einem Blumenbeet vergraben.)

Und natürlich muss der Hund ins Exil gebracht werden. Er mag’s nämlich nicht besonders, wenn ihn die beiden angehenden Veterinäre an den Ohren zupfen und in den Schwanz kneifen. Für die ungebremste Freude der beiden Buben ist ausreichend gesorgt, wenn sie das von uns dummerweise übersehene Wassergeschirr des Hundes finden und damit genüsslich das Bett der Grosseltern nässen können.

Glauben Sie jetzt aber nicht, wir -hätten bloss alles weggesperrt. Nein, wir haben für die beiden Jungs selbstverständlich tonnenweise Spielzeug herangekarrt. Von gewissen Spiel-sachen rate ich aus jüngster Erfahrung allerdings dringend ab. Ich bin nämlich beim nächtlichen WC-Gang auf einen Lego-Stein getreten…

Dies ungeachtet, war es wirklich ein wunderschönes, bereicherndes Wochenende mit diesen beiden Lausbuben. Wie es bei uns so zu und her ging, werde ich Ihnen gerne in der nächsten Kolumne «Enkeleien, zum Zweiten» erzählen. Jetzt habe ich halt einfach keine Zeit mehr dafür, ich muss jetzt nämlich dringend eine filzstiftlich verzierte Wand neu streichen, zwei Pfannen ausbeulen, ein Fensterglas ersetzen, die Birkenfeige neu eintopfen…

10.09.2020 :: Peter Leu