Veränderte Zahlen

Es ist längst zur Gewohnheit geworden, dass in praktisch jeder Nachrichtensendung die Temperaturen und die Börsenkurse bekannt gegeben werden. Während ich bei einer Vorhersage von 10 bis 15 Grad einen dicken Pullover anziehe, treffe ich keine Vorkehrungen, wenn der SMI-Index die Zehntausendergrenze überschreitet. Diese Information hat für mich in etwa die gleiche Bedeutung wie früher die Mitteilung der Pegelstände für die Rheinschifffahrt. Hingegen warte ich mit Spannung auf die neusten Ansteckungszahlen des Bundesamtes für Gesundheit. Zahlen erscheinen mir belanglos, wenn sie nichts mit meinem Leben zu tun haben; so etwa die Lottozahlen, wenn ich selber keinen Zettel ausgefüllt habe. Gleichzeitig erinnere ich mich daran, wie ich mit innerer Hochspannung der Bekanntgabe eines Prüfungsergebnisses, einer Zahl zwischen 1 und 6, entgegengefiebert habe. Im ersten Königebuch der Bibel gibt Gott persönlich seinem Propheten Elia eine Zahl bekannt, nämlich die 7000! Elia steckt in einer tiefen Depression. Sein ganzer Auftrag erscheint ihm sinnlos. Wer glaubt denn noch an den Gott Israels? Elia beklagt sich bei Gott darüber, dass er als einziger übrig geblieben sei, alle anderen hätten sich der Verehrung fremder Götter, namentlich dem Baal, hingegeben. Doch ganz so schlimm ist es dann doch nicht! «Ich habe 7000 in Israel übrig gelassen, alle die Knie, die sich nicht vor dem Baal gebeugt haben, und jeden Mund, der ihn nicht geküsst hat!», widerspricht Gott seinem pessimistischen Propheten.

Entscheidend erscheint mir das «Ich». Gott hat dies bewirkt. Er vermag auf Zahlen, die unser Leben prägen, Einfluss zu nehmen. Ob es an der Zeit ist, vor diesem Gott und seinem Sohn Jesus Christus die Knie zu beugen und ihn beispielsweise um rückläufige Ansteckungszahlen zu bitten?

10.09.2020 :: Herbert Held