Der nächste Schritt für die neue Siedlung am Möschberg

Der nächste Schritt für die neue Siedlung am Möschberg
Die neue Überbauung wird an das Möschberg-Quartier (links der Strasse) von Grosshöchstetten angrenzen. / Bild: Silvia Wullschläger (sws)
Oberthal: Die Überbauung Möschberg-West soll Platz bieten für 17 bis 20 Wohneinheiten. Die Erschliessung der 10’000 Quadratmeter grossen Parzelle kostet die Gemeinde einiges.

«Wir sind auf einem guten Weg», sagt Oberthals Gemeindepräsident Andreas Steiner im Hinblick auf die Überbauung Möschberg-West. Bis zum 17. August liegt die Überbauungsordnung öffentlich auf. Eine Prognose allerdings, wann die Baumaschinen auffahren werden, will er nicht abgeben. «Da bin ich vorsichtig geworden, schon viel zu oft ist es zu Verzögerungen gekommen.» Seit 2011 sei das Gebiet als Bauland eingezont, sagt Steiner. Als Hauptproblem bezeichnet er die Erschliessung, die zum Teil von Grosshöchstetten aus erfolgen muss. Die Parzelle liegt, wie es der Name sagt, ganz im Westen der Gemeinde Oberthal. Sie schliesst an die bestehende Siedlung am Möschbergweg an, welche auf Grosshöchstetter Boden liegt. Die Strasse bildet die Gemeindegrenze. Mit einem Infrastrukturvertrag haben die beiden Gemeinden die Erschliessung eigentlich schon 2010 geregelt, doch wurde dieser mehrfach neu verhandelt und angepasst (siehe Kasten). 

Oberthal baut selber

Vor allem das Regenwasser verursachte Kopfzerbrechen. «Zuerst ging man davon aus, dass Grosshöchstetten über genügend Kapazität verfügt, um das zusätzliche Sauberwasser aufzunehmen. Doch dann erwies sich diese Annahme als falsch», schildert Andreas Steiner einen Grund für die Verzögerung. Gelöst werde das Problem nun, indem sie ein unterirdisches Regenrückhaltebecken erstellten. Das Wasser und Löschwasser für das neue Quartier werde ab der Transportleitung des Reservoirs Krautberg auf Gemeindegebiet von Oberthal bezogen. Betrieben wird dieses Reservoir vom Wasserverbund Kiesental (Waki). Die Erschliessung mit Strom werde durch die Investoren mit der Energie Grosshöchstetten AG geregelt, ergänzt Steiner. Weiter werde die Strasse nach Abschluss der Bauarbeiten saniert. An der Strassenentwässerung beteilige sich Grosshöchstetten.

Im aktuellen, von beiden Gemeinden unterschriebenen Vertrag ist geregelt, wer die Infrastrukturkosten trägt und wie hoch die Abgaben für das Abwasser sind. «Wir finanzieren nun alle neuen Leitungen selber», fasst der Gemeindepräsident zusammen. Insgesamt rechneten sie mit Kosten für die Infrastruktur  von rund 830’000 Franken. Ursprünglich war geplant, für das Löschwasser eine gemeinsame Ringleitung zu erstellen, um den Löschschutz am Möschberg auch auf Grosshöchstetter Seite zu verbessern. Dies wurde von der dortigen Stimmbevölkerung 2017 abgelehnt. 

Auf absehbare Zeit einziges Bauland

Dass sich die Gemeinde Oberthal die Erschliessung der Baulandparzelle einiges kosten lässt, erstaunt nicht. Dies ist das einzige Bauland in der ganzen Gemeinde. «Und das wird auf absehbare Zeit auch so bleiben», meint Andreas Steiner. Gemeinden, die wie Oberthal nicht mit dem ÖV erschlossen sind, hätten kaum Chancen, Land einzuzonen. Das neue Quartier Möschberg-West stellt also einen wichtigen Entwicklungsschritt für die Gemeinde dar. Neue Einwohner seien hochwillkommen, betont Steiner. «Sie beleben die Gemeinde, etwa indem sie sich in einem öffentlichen Amt oder in einem Verein engagieren.» Die zusätzlichen Steuereinnahmen bedeuteten mehr Spielraum. Bei der Siedlung handle es sich um «Wohnen im oberen Preissegment».

Geplant sind auf den 10’000 Quadratmetern 17 bis 20 Wohneinheiten, angeordnet in zwei Reihen. Dazwischen ist eine Begegnungs- und Spielfläche vorgesehen. Erstellt werden dürfen Einfamilien- und Doppeleinfamilienhäuser. Einer verdichteten Bauweise sei im Streusiedlungsgebiet enge Grenzen gesetzt, erklärt der Gemeindepräsident. Eine unterirdische Einstellhalle ermöglicht es, das Quartier autofrei zu halten. Realisiert wird die Überbauung, die etappiert werden kann, von einem Investor, der noch nicht an die Öffentlichkeit treten will. Nach der öffentlichen Auflage und allfälligen Einspracheverhandlungen geht die Überbauungsordnung an das Amt für Gemeinden und Raumordnung (AGR).

Grosshöchstetten passte Verträge mehrmals an

Weil die Überbauung Möschberg-West ans Dorf Grosshöchstetten anschliesst, verfolgt man dort das Geschehen mit Interesse. Mit dem vorliegenden Infrastrukturvertrag seien alle Details für die Erschliessung geregelt, sagt Gemeindepräsidentin Christine Hofer. Der vorherige Vertrag erklärte Grosshöchstetten als nichtig. «Er regelte nicht alle wichtigen Punkte und der Kostenteiler konnte nicht wie vorgesehen umgesetzt werden.» Weiter habe man im Zuge von Leitungssanierungen Vorkehrungen getroffen, um auch Abwasser aus dieser Überbauung aufnehmen zu können. Und weil die Bevölkerung die gemeinsame Löschwasserleitung zurückgewiesen habe, sei der Vertrag erneut angepasst worden. «Es ist uns nie darum gegangen, das Projekt zu verhindern», betont Christine Hofer. Dies im Wissen, dass die direkten Anwohner ob der geplanten Überbauung nicht jubelten. «Sie befürchten deutlich mehr Verkehr auf der ohnehin schmalen und unübersichtlichen Strasse.»

06.08.2020 :: Silvia Wullschläger (sws)