«Wir werden das Kraftwerk-Projekt genau unter die Lupe nehmen»

«Wir werden das Kraftwerk-Projekt genau unter die Lupe nehmen»
Die Zentrale des Kraftwerkes soll neu oberhalb der Lammschlucht bei der Chrutacherbrücke gebaut werden. / Bild: zvg
Flühli: Das redimensionierte Projekt für ein Wasserkraftwerk in der Waldemme erntet nicht nur Lob. «Es wäre nach wie vor besser, bestehende Kraftwerke zu optimieren», findet der WWF.

Das Projekt für ein Kleinkraftwerk in der Waldemme, das letzte Woche durch die Centralschweizerischen Kraftwerke AG (CKW) vorgestellt wurde, ist in allen Belangen deutlich kleiner als das ursprünglich geplante Kraftwerk: Die Leistung wird nur noch halb so gross sein – aber auch die Kosten sinken um mehr als die Hälfte (siehe Kasten). 

Umweltverbände erhielten Recht

Gegen das ursprüngliche Projekt hatten sich die Organisationen WWF, Pro Natura, Aqua Viva und Luzerner Fischereiverband gewehrt: Der angerichtete ökologische Schaden stehe in keinem Verhältnis zum Nutzen des Wasserkraftwerks. Das Kantonsgericht gab ihnen recht, indem es die Beschwerde im Jahr 2018 guthiess. 

Urs Brütsch, Gewässerexperte bei WWF Zentralschweiz, war einer der Mitverfasser der Beschwerde. 


Herr Brütsch, das überarbeitete Projekt tangiert die Lammschlucht nun nicht mehr. Sind Sie zufrieden? 

Für uns war stets klar, dass die Lammschlucht für eine Wasserkraftnutzung ein absolutes No-Go ist – da wären wir bis vors Bundesgericht gegangen. Richtig zufrieden bin ich jetzt aber nicht. Ich hatte gehofft, dass die CKW die Idee, in der Waldemme ein Kraftwerk zu bauen, schubladisiert.  


Die CKW hat immerhin einige Zugeständnisse gemacht.  

Ich finde es lobenswert, dass uns die CKW aktiv in die Planung miteinbezogen hat. Das Energieunternehmen hat uns im Februar zwei Varianten vorgestellt: Das bisherige mit kleinen Anpassungen oder das verkleinerte Projekt, das nun zur Debatte steht. Es war klar, dass für uns – wenn überhaupt – nur das kleinere Kraftwerk in Frage kommt.  


Ein zentraler Punkt bei Wasserkraftwerken ist die Restwassermenge. Neu soll weniger Wasser im Fluss bleiben. 

Beim alten Projekt forderten wir mehr Restwasser wegen der Schluchtstrecke. Wie es sich nun auf das neue Projekt mit etwas weniger Restwasser auswirkt, müssen wir kontrollieren. Positiv ist, dass die Wasserentnahme anders gebaut werden soll. Dadurch wird der Abstieg der Fische weniger negativ beeinflusst.  


Aber insgesamt sind Sie gegen ein Kraftwerk in der Waldemme. 

Es ist aus unserer Sicht sinnvoller, bestehende Wasserkraftwerke zu optimieren, statt auch im hintersten Bach noch ein Kleinkraftwerk zu bauen. Verschiedene Projekte haben gezeigt, dass man bis zu 20 Prozent mehr gewinnen kann, wenn man bestehende Anlagen optimiert. Die Waldemme ist eines der letzten grösseren Gewässer, das noch kein Kraftwerk hat. Insgesamt werden in 95 Prozent der Gewässer, die sich für die Energiegewinnung eignen, Kraftwerke betrieben.


Ist es nicht paradox, wenn sich der WWF gegen eine CO2-neutrale Energiegewinnung sträubt?

Wir sind sehr für die Energiewende. Die schaffen wir aber eher, indem wir auf Solar- und Windenergie setzen, und gleichzeitig den Verbrauch verringern.

Die Lammschlucht wird nicht mehr tangiert
16.07.2020 :: Bruno Zürcher (zue)