Von Adrenalinschub und Achterbahngefühl – der Flowtrail Marbachegg

Von Adrenalinschub und Achterbahngefühl – der Flowtrail Marbachegg
Die Kursleiter zeigen es vor: drei Elemente, die es zu beherrschen gilt, bevor man den Trail runterfährt. / Bild: zvg
Biken: Nachdem 2019 der Trail in Marbach eröffnet wurde, erleben nicht nur die Bergbahnen einen regelrechten Bike-Boom, sondern auch der Verein «Sportfreunde Schrattenfluh».

Herrschte in der Gondel noch eine angespannte Nervosität, so verstummten einige Teilnehmerinnen und Teilnehmer zusehends, je näher es zum Start des Flowtrails ging. So viel sei aber schon mal vorweggenommen: Im Tal angekommen, strahlten die Mountainbiker über das ganze Gesicht und erzählten, wie der Adrenalinschub und der Druck in den Kurven zu Achterbahn-Gefühlen verhalf. 
Der Flowtrail macht Spass. Aber um mit Spass runterfahren zu können, braucht es Technik und Wissen und das vermittelten am Wochenende die Sportfreunde Schrattenfluh in einem MTB-Technikkurs. «Wir merkten, dass viele Einheimische gerne den Trail runterfahren möchten, aber zu viel Respekt davor haben», erklärt Pascal Wüthrich, Mitglied des Vereins Sportfreunde Schrattenfluh und Mitorganisator der MTB-Technikkurse. Nachdem letztes Jahr der Clientis Flowtrail in Marbachegg eröffnet wurde, führte der Verein den ersten Kurs durch, mit weniger als 20 Teilnehmenden. Ob es am gestiegenen Bekanntheitsgrad oder dem allgemeinen Bike-Boom zu verdanken ist: Heuer haben sich gut 80 Bikerinnen, Biker und Kinder angemeldet. «Einige mussten wir leider abweisen», erzählt der Mitorganisator. «Für die Kinder planen wir aber Ende Juli nochmals drei Tage Bike-Spass und für die Erwachsenen gibt es einen Bike-Event im September», so Wüthrich. Ziel ist es, die Teilnehmenden so vorzubereiten, dass sie gefahrlos den Trail absolvieren können. Bei den Kindern taste man sich dabei sehr vorsichtig heran, erklärt Wüthrich. «Wir nehmen uns Zeit, den Kindern die Grundelemente zu zeigen. Rauf können wir nur mit den wirklich Fortgeschrittenen. Wir versuchen jedes Kind soweit vorzubereiten, dass es wenigstens den letzten Abschnitt des Trails, den man ohne Gondel erreichen kann, schafft.»


Sportbahnen begrüssen Biker

Dass die Anzahl Bikerinnen und Biker am Berg gestiegen ist, bestätigt auch Stefan Wittwer, Leiter Betrieb und Technik der Sportbahnen Marbachegg. «Schon in den Wochen, in denen die Gondeln wegen Corona nicht verkehrten, haben wir beobachtet, dass der Parkplatz häufig recht stark belegt war und viele mit dem Bike Touren unternommen haben». Das Gute an den Bikern sei, dass sie etwas weniger wetteranfällig seien als die Wanderer, erzählt Wittwer weiter. «Wir begrüssen die Kurse sehr. Denn nur wer sich auf dem Bike gut fühlt und weiss, welche Ausrüstung dazu gehört, ist sicher unterwegs. Es sei ihnen bewusst, dass es sich in Marbach nicht um einen Anfänger-Trail handle, erklärt Wittwer weiter. Die Sportbahnen seien aber dran, sich zu überlegen, wie sie das Produkt weiterentwickeln könnten.


Bremsen und balancieren

Bevor es auf den Trail ging, startete der Kurs auf dem Parkplatz. Bremsen, balancieren, Kurventechnik und über Hindernisse fahren – das die vier Elemente, die unter fachkundiger Anleitung geübt wurden. Brauchte es am Anfang etwas Überwindung mit dem Bike über die Wippe oder das Treppenelement zu fahren, so motivierten die Leiterinnen und Leiter unermüdlich und erklärten die richtige Körperhaltung. Bis zur Pause schafften es dann alle über die Hindernisse und brachen nicht bei der Vollbremsung mit bewusst blockiertem Hinterrad in Panik aus. Auch die enggesteckte Kurve waren ein Muss, bevor es losging.


Füsse parallel und gut festhalten

Dann hiess es: Velo auf die Gondel und rauf. Auch geübte Mountainbikerinnen und Biker zeigen Respekt vor einem unbekannten Trail, stecken doch einige Elemente, wie Sprünge, Holzrampen und Steilkurven drin, die man nicht so oft unter die Räder bekommt. Stück für Stück erklärte Ädu Gerber, der Leiter der Gruppe, auf was es ankommt: «Im ganz steilen Gelände Füsse parallel zum Boden, immer gut in die Knie und das Gewicht gegen hinten verlagern. In den engen Kurven zum Kurvenausgang schauen; die Mutigeren sollen versuchen, mit etwas Druck das Bike schräg zu halten, um das Flowfeeling zu bekommen.» Sogar Sprünge wurden in Angriff genommen, zumindest von den schon etwas geübteren Fahrerinnen und Fahrern. Immer wieder warnte der Leiter vor grossen Steinen und Unebenheiten im Boden: «Nicht etwa vor lauter Angst mit der ganzen Hand die Bremse umklammern, sondern lieber gut am Lenker festhalten und höchstens ein, zwei Finger zum Bremsen brauchen.» Unten angekommen – ohne ernst zu nehmende Stürze – strahlten alle, mussten aber auch zugeben, dass eine Flowtrail-Abfahrt keineswegs nur ein lockeres runterfahren ist, sondern eine Anstrengung, die Konzentration und Muskelkraft braucht – aber sehr viel  Freude macht!

02.07.2020 :: Olivia Portmann (opk)