Jetzt müssen wir zusammenstehen

Kürzlich schlenderte ich durch die Altstadt. An der Hand mein 3-jähriger Sohn. Vor einem Blumenladen präsentierte eine Frau liebevoll hergestellte Gestecke. Ansonsten war die Strasse menschenleer. Mein Sohn konfrontierte mich mit einer Reihe von «Warum-Fragen», auf welche ich nur schwer Antworten bereit hatte und es kam mir vor, als ob seine Stimme in der leeren Gasse immer lauter wurde. 

«Warum sind fast alle Geschäfte geschlossen? Warum können die Leute nicht einkaufen? Und warum sollen die Leute zuhause bleiben?»

Was ich in solchen Situationen mache? Ich versuche, seine Aufmerksamkeit auf etwas anderes zu lenken. Und so animierte ich ihn an diesem Tag, nach der gefühlt zwanzigsten «Warum-Frage» zu einem Wettrennen. 

Natürlich kann man nicht alle Probleme mit Weglaufen lösen. Wochenlang wurde uns das Gegenteil eingetrichtert: «Bleiben Sie zuhause», «bleiben Sie jetzt wirklich zuhause» und «bleiben Sie immer noch zuhause». Unsere
gesundheitlichen Probleme konnte dieses Mantra bislang tatsächlich reduzieren, und dafür bin ich dankbar! Leider hat es aber auch eine Reihe Begleiterscheinungen mit sich gezogen und mit den Auswirkungen derer werden wir noch geraume Zeit beschäftigt sein.

«Wie kommen wir aus dieser Spirale wieder heraus?» – Nein, das ist keine Frage, die mein 3-jähriger Sohn stellt, sondern eine Frage, mit welcher ich mich in den letzten Tagen vertieft auseinandersetze. Ich erspare Ihnen an dieser Stelle die Erläuterung des Weges und präsentiere sogleich meine Antwort: «Jetzt müssen wir zusammenstehen.» Das ist nicht wörtlich gemeint, sondern bildlich und will heissen: «Jetzt kaufe ich lokal – jetzt erst recht!» Von Lebensmittel über Güter des täglichen Bedarfs bis hin zu Investitionsgütern. «Ich tätige weder Hamsterkäufe, noch verschiebe ich Investitionen auf später.» Denn beides stellt unsere einheimische Wirtschaft vor Herausforderungen und gefährdet Arbeitsplätze. Sie benötigen ein Beispiel? Die Butterlager haben in der Krise so stark abgenommen, dass diese nun mit Importen gefüllt werden. Oder denken wir an alle Waldbesitzer. Um den Wald vor weiterem Borkenkäfer zu schützen, sollten befallene Bäume gefällt und aus den Wäldern genommen werden. Nur wohin mit dem Holz? Hier ist «Investitionen nicht aufschieben» eine Devise. Sie fragen sich nun, was man denn mit dem einheimischen Schadholz machen könnte? Ich hätte da so eine Idee und bin überzeugt, Ihnen kommt da auch etwas in den Sinn… 

11.06.2020 :: Tabea Bossard-Jenni