Medien und Spiele kommen in Quarantäne

Medien und Spiele kommen in Quarantäne
Die Leiterin der Bibliothek Konolfingen, Claudia Beutler, desinfiziert zurückgebrachte Medien. / Bild: x x (x)
Langnau/Konolfingen: Nach zwei Monaten können Bibliotheken und Ludotheken wieder besucht werden. Es gibt aber spezielle Regeln, wie ein Augenschein vor Ort zeigt.

Um die vorgeschriebenen Corona-Regeln betreffend Hygiene und Distanz einhalten zu können, liessen sich die Leiterin der Ludothek Langnau, Gaby Kaufmann, und ihr Team etwas Besonderes einfallen: Eine Einbahnstrasse, markiert mit Klebeband und flankiert von Strassenschildern, führt die Besucherinnen und Besucher durch die Ludothek. Rote Ampeln erinnern daran, dass vorläufig nicht mehr mit Bobby-Cars und anderen Fahrzeugen herumgefahren werden darf. «Die spielerische Art kommt bei den Besuchern gut an», stellt Gaby Kaufmann fest. Bedauert werde hingegen der Verzicht auf Geselligkeit. «An unserem langen Tisch werden normalerweise Spiele ausprobiert und Spielabende durchgeführt», so Kaufmann. Momentan ist nichts davon erlaubt. 

Spiele und Spielsachen, die zurückgebracht werden, nehmen die Mitarbeitenden hinter neuen Plexiglasscheiben in Empfang und stellen sie ungeöffnet ins Quarantäneregal. «Aus organisatorischen Gründen lassen wir die Sachen eine Woche dort, statt nur drei Tage, wie es der Verband vorschreibt», erzählt Gaby Kaufmann. Nach Ablauf dieser Zeit werden die Spiele geöffnet, kontrolliert und wieder zur Ausleihe freigegeben. 

Aufwändiges Desinfizieren

Die Abläufe hätten sich inzwischen gut eingespielt, so Kaufmann. Aufwändig sei das Desinfizieren von Türgriffen, Liftknöpfen, Arbeitsflächen und so weiter. Dabei sei es den Mitarbeitenden freigestellt, ob sie einen Mundschutz und Handschuhe tragen möchten. Den Besuchern wird Desinfektionsmittel zur Verfügung gestellt. Ihnen kommt die Ludothek zudem mit einem um zwei Monate verlängerten Abonnement entgegen. Für Spiele, die vor dem Lockdown ausgeliehen wurden, gilt eine Verlängerung der Rückgabefrist bis zum 12. Juni. Wie sich die Coronakrise für die Ludothek finanziell auswirkt, sei noch nicht abschätzbar, erklärt die Leiterin. «Nicht nur die Einnahmen der Ausleihen, sondern auch die von uns organisierten Veranstaltungen sind mehrheitlich weggefallen.» Etwas Positives habe der Lockdown bewirkt. Neu wurde ein bargeldloses Zahlungssystem in Betrieb genommen, so dass man nun auch mit Karte (ausser Postcard) und Twint bezahlen kann.

Hauslieferdienst kam gut an

Gute Seiten konnte auch die Leiterin der Gemeinde- und Schulbibliothek Konolfingen der Schliessung abgewinnen. «Wir konnten neben der anderen Arbeit endlich Liegengebliebenes erledigen», sagt Claudia Beutler. Die Bibliothek blieb telefonisch und per E-Mail erreichbar. Medien konnten reserviert und vor der Bibliothek abgeholt werden. Wer zu Hause bleiben musste oder nicht mobil war, -profitierte vom Hauslieferdienst. «Die Kirche vermittelte uns freiwillige Helfer für diese Aufgabe», freut sich Claudia Beutler. «Das Angebot kam sehr gut an.» Ob ein Hauslieferdienst in Zukunft weiterhin angeboten wird, ist noch offen. 

Seit dem 11. Mai dürfen die Besucher wieder in die Bibliothek kommen – mit Einschränkungen. «Wir haben die Sitzecke für die Kinder und  die Kaffeeecke wegnehmen müssen», bedauert die Leiterin. Auch alle Stühle und die Garderobe wurden entfernt. Plexiglasscheiben vor den Theken und Bodenmarkierungen sorgen für genügend Abstand. Wer in die Bibliothek kommt, schiebt einen Stein am Zählrahmen vor und beim Hinausgehen einen zurück. So ist für alle ersichtlich, wie viele Personen sich im Raum aufhalten. 

Der grosse Ansturm

Normalerweise gibt es kein Gedränge vor der Türe. Doch bei der Wiedereröffnung erfolgte der grosse Ansturm. Der Grund dafür war, dass während der Schliessung zwar Medien ausgeliehen, aber nicht wieder zurückgebracht werden konnten. «Wir hatten kaum mehr Platz im Abstellraum», erzählt Claudia Beutler. Neu werden alle Rücknahmen nicht mehr an der Theke abgegeben, sondern vor der Bibliothek in einem Rollwagen deponiert. Von da aus kommen sie in die Quarantäne, bevor sie desinfiziert, eingelesen und wieder eingereiht werden. Das System funktioniert, sorgt aber manchmal für Überraschungen. «Gelegentlich werden Bücher anderer Bibliotheken bei uns abgegeben», so Claudia Beutler. Weil meistens drin steht, welche Bibliothek es betrifft, finden die meisten davon ihren Bestimmungsort wieder.

04.06.2020 :: x x (x)