«Ich bin überzeugt, dass wir das irgendwie überstehen werden»

«Ich bin überzeugt, dass wir das irgendwie überstehen werden»
Allein im Saal der Kulturfabrik Biglen: Peter Leu, künstlerischer Leiter, möchte den Raum nur allzugern beleben. / Bild: Bruno Zürcher (zue)
Biglen: Peter Leu, künstlerischer Leiter der Kulturfabrik Biglen, kann seit Wochen nur warten, warten, warten. Wie in anderen Kulturbetrieben geht nichts – ausser hinter den Kulissen.

Ein paar Tische und Stühle stehen verloren im Saal. Die Bühne liegt im Dunkeln und es herrscht eine absolute Stille. «Seelenlos und tot», beschreibt Peter Leu, künstlerischer Leiter der Kulturfabrik Biglen, die Situation. «Aber ich habe zum Glück einen robusten Humor», fügt der 67-Jährige an und lacht. 


Peter Leu, Humor ist wohl nicht schlecht, um der jetzigen Situation zu begegnen – allerdings lassen sich damit nicht Rechnungen begleichen. 

Allein für das Lokal müssen wir pro Jahr 30’000 Franken aufwenden. Wir haben zwar der Bigla-Management AG nur eine symbolische Miete von einem Franken zu entrichten, gleichzeitig müssen wir ziemlich hohe Nebenkosten für Heizung und Wasser begleichen. Auch müssen wir ein Investitionshilfe-Darlehen amortisieren. Wir haben seit einem Jahr einen neuen, sehr engagierten Vorstand. Ich bin überzeugt, dass wir diese dürre Zeit irgendwie überstehen werden. 


Wie verhält es sich mit den Künstlerinnen und Künstlern? Müssen Sie diesen einen Teil der Gage für abgesagte Events zahlen? 

Wir mussten keine Gagen bezahlen. Dies aber nur, weil wir jeden Event verschieben konnten. Ich weiss aber von anderen Kulturinstitutionen, welche Gagen bezahlen mussten und keine Eintritte hatten. 


Wie haben Sie es geschafft, für alle geplanten Auftritte ein späteres Datum zu finden? Gefragte Leute wie Michel Gammenthaler, Toni Vescoli oder Frölein Da Capo haben schliesslich einen vollen Terminkalender. 

Ich habe sehr früh reagiert. Mitte März wurde innerhalb einer Woche der ganze Kulturbetrieb heruntergefahren. Ich schaute mir am Montag und Dienstag verschiedene Premieren an – da war noch alles normal. Am Donnerstag gab es bereits erste Auflagen und ab Freitag war tote Hose. Ich hatte wohl auch den Vorteil, dass ich freundschaftliche Beziehungen zu den Künstlerinnen und Künstlern pflege. Viele erklärten spontan: Wir finden sicher einen neuen Termin!  

Für Kunstschaffende ist die Situation auch alles andere als einfach. Wie handeln Sie einen neuen Vertrag aus?

Klar, könnte man jetzt märten oder gestandene Grössen könnten das Messer reinlassen. Wir versuchen alle fair zu behandeln. Wenn wir aber beispielsweise statt 250 noch 60 oder 80 Plätze besetzen dürfen, um alle Auflagen bezüglich Corona erfüllen zu können, müssen wir mit den Künstlern reden. Wir können unmöglich einen Event machen und dabei ein paar Tausender in den Sand setzen. 


Stand heute ist klar, dass bis am 8. Juni gar nichts geht. Wie reagiert Ihr Stammpublikum?

Das leidet mit uns. Wir halten unsere Leute regelmässig auf dem Laufenden, umgekehrt erhalten auch wir aufmunternde Botschaften. Wir hoffen natürlich, dass uns nebst den Vereinsmitgliedern auch die Sponsoren und Gönner die Treue halten – nachdem wir vor einem Jahr mit neuem zehnköpfigem Vorstand, neuem Elan und viel Herzblut gestartet sind. Eigentlich hatten wir die Absicht, statt 30 künftig gegen 40 Anlässe durchzuführen.


Nun können Sie auch keine privaten Anlässe wie Hochzeiten oder Firmenfeiern veranstalten.

Und das reisst ein gewaltiges Loch in die Kasse. In den Wochen, in denen wir wegen des Virus nun geschlossen haben mussten, sind das gut und gerne 17’000 Franken. Glücklicherweise haben wir noch etwas Reserven und erhalten seit diesem Jahr und noch bis 2023 einen Zustupf von 10’000 Franken von der Stadt Bern. Dass uns die Stadt Bern und neu auch die Gemeinde Biglen unter die Arme greifen – weil wir ja bis anhin keine Kulturfördergelder erhalten – freut mich sehr.


Sie sind schon lange in der Kulturszene. Haben Sie schon einmal eine Situation wie jetzt erlebt? 

Nein, noch nie! Und das sagt einer, der 1978 die Schauspielschule abgeschlossen hat!

Betrieb im Chüechlihus ist sanft angelaufen

Seit dem 11. Mai dürfen Museen wieder Besucher empfangen – vorausgesetzt, sie halten die entsprechenden Vorgaben ein. Das Regionalmuseum Chüechlihus, Langnau, gehört zu den wenigen Museen im Gebiet der «Wochen-Zeitung», das wieder geöffnet ist. Der Betrieb sei sanft angelaufen, berichtet Museumsleiterin Madeleine Ryser. Dank dem, dass das «Chüechlihus» über nicht weniger als 25 Räume verfüge, kommen sich die Besucherinnen und Besucher nicht in die Quere, hält Ryser fest. Um die Abstandsregeln einhalten zu können, dürfen sich maximal drei Personen gleichzeitig in einem Raum aufhalten. «Speziell ist, dass wir momentan nur Führungen mit maximal fünf Personen anbieten können.» Weiter gebe es neu einen separaten Ein- und Ausgang.

28.05.2020 :: Bruno Zürcher (zue)