«Es werden viele schöne Momente hängen bleiben»

«Es werden viele schöne Momente hängen bleiben»
Mit dem E-Bike das Emmental und Entlebuch erkunden, ist heuer eine beliebte Sache. / Bild: zvg
Emmental/Entlebuch: Wegen des Coronavirus sind diesen Sommer Ferien in der Schweiz angesagt. Nicht wenige wollen aufs Land, etwa ins Emmental oder Entlebuch.

«Jetzt im Mai haben wir schon mehr Gäste als in einem normalen Jahr», sagt Therese Nyffeler. Die Bäuerin aus Waltrigen bei Häusernmoos vermietet eine Ferienwohnung im Stöckli. «Wir haben auch im Juni mehr Gäste. Und die letzte freie Woche während der Sommerferien ist mittlerweile auch vergeben.» So positiv sich die Situation derzeit präsentiert, gibt es auch Schattenseiten: «Wir bieten auch Rösslifahrten an», berichtet Therese Nyffeler. Pro Jahr würden 40 bis 50 solcher Ausfahrten gebucht – jetzt natürlich keine und im März und April sei auch die Ferienwohnung leergestanden. 

«Konnten die ersten Gäste begrüssen»

Im Reka-Feriendorf Sörenberg hat letzten Samstag die Saison begonnen. «Wir konnten die ersten Gäste begrüssen», freut sich Urs Christener, welcher gemeinsam mit seiner Frau Anita das Reka-Feriendorf leitet. «Während der Schulferien sind die 54 Wohnungen schon praktisch ausgebucht», sagt Christener. Auch von Auffahrt und Pfingsten erhoffe er sich einiges. Das Ostergeschäft hingegen sei dem Coronavirus zum Opfer gefallen. «Wenns nun gut läuft, kommen wir mit einem blauen Auge davon», blickt Urs Christener positiv in die Zukunft. 

«Nebst allen negativen Aspekten ist die aktuelle Situation durchaus eine Chance für die Zukunft», sagt auch Carolina Rüegg, Direktorin von Tourismus Sörenberg. Klar könnten sie auf viele Stammgäste zählen, aber es gebe nun auch Gäste, welche ihre Sommerferien erstmals in Sörenberg verbringen würden. «Es werden viele schöne Momente hängen bleiben. Vielleicht kommen einige Gäste später wieder.» Lanciert Sörenberg Tourismus spezielle Angebote für diesen Sommer? «Wir haben schon eine sehr grosse Auswahl – von Minigolf über Kneippen bis zur Rodelbahn», meint Carolina Rüegg und fügt an, dass man zunächst beobachte, wie sich die Saison entwickle. Mit mehr als 1000 Ferienwohnungen hat die Feriendestination ein beachtliches Potenzial. Es würden zwar nicht alle Ferienwohnungsbesitzer ihre Logis weitervermieten. «Manche benutzen die Wohnung vorwiegend selber. Es ist aber anzunehmen, dass Leute, welche sonst vor allem im Winter kommen, um Ski zu fahren, nun auch im Sommer und Herbst vermehrt nach Sörenberg reisen werden.» 

Wann startet die Gondelbahn?

Ein beliebtes Ausflugsziel ist das Rothorn, unter anderem als Ausgangspunkt für verschiedenste Wanderungen von und nach Sörenberg. «Wir hoffen sehr, dass die Gondelbahn aufs Rothorn am 8. Juni ihren Betrieb aufnehmen kann», sagt die Direktorin von Tourismus Sörenberg. Welche Auflagen die Gondelbahn, die im Normalfall bis zu 80 Personen transportieren kann, erfüllen muss, seien ihr noch nicht bekannt. Normalerweise wäre der Start am 30. Mai erfolgt. Aktuell liege noch Schnee, weshalb auf dem Rothorn noch nicht gewandert werden könne, gibt Rüegg zu bedenken. Hingegen wäre die Sechsergondelbahn in die Rossweid heute gestartet. Aktuell habe in der Rossweid an den Wochenenden jeweils nur das Grill-Hüttli geöffnet. «Für die Gastronomie ist die Situation generell nicht einfach, auch wenn die Betriebe nun unter Einhaltung bestimmter Auflagen Gäste bewirten können», sagt Carolina Rüegg. Jetzt in der Zwischensaison könnten alle Gäste verpflegt werden. Wenn die Sommersaison aber in vollem Gange sei, brauche es eine grössere Kapazität. «Vielleicht braucht es Lösungen wie in Basel, wo die Betreiber von Restaurants auch auf den Trottoirs Tische und Stühle aufstellen dürfen», nennt sie ein Beispiel. «Die gehäuften Anfragen, die wir derzeit erhalten, deuten darauf hin, dass sicher nicht weniger Gäste einen Ausflug oder Ferien in Sörenberg planen. 

Mit dem E-Bike auf Achse

Es gingen definitiv mehr Anfragen ein als in einem normalen Frühling, sagt Isabelle Simisterra, Leiterin von Emmental Tourismus. Vor allem Leute aus Städten würden sich nach Ferienangeboten im Emmental informieren. Was ist gefragt? «Velo- und Wanderferien», sagt Simisterra ohne lange überlegen zu müssen. Der E-Bike-Boom sei ungebrochen. «Die Leute wollen raus in die Natur. Mit den Herzrouten und Themenwegen wie beispielsweise der Käseroute haben wir einiges zu bieten.» Man habe gemeinsam mit Partnern auch neue Angebote kreiert: Beispielsweise könne man in einem Wohnfass unter einer Linde übernachten oder in einem romantischen Zelt, das zwischen Bäumen aufgebaut worden sei, nennt Simisterra zwei Beispiele. Zudem seien zahlreiche kreative Hotelarrangements entstanden. Damit potenzielle Gäste auf das Emmental aufmerksam würden, intensiviere man auch die Werbung, sagt Isabelle Simisterra. «Wir hoffen natürlich auf eine längerfristige Wirkung.» 

Die Familie Nyffeler aus Häusermoos kann bereits heute auf einige Stammgäste zählen; «viele aus Zürich», wie Therese Nyffeler berichtet. «Die Gäste sind besonders von den Tieren auf dem Bauernhof fasziniert. Wir haben Kühe und einige Pferde. Und dann wollen natürlich die Kaninchen gestreichelt werden und mit den Geissen können die Gäste spazieren gehen – ein Erlebnis für Mensch und Tier!»

20.05.2020 :: Bruno Zürcher (zue)