Uraltes Recht zur Wasserkraftnutzung soll neu geregelt werden

Uraltes Recht zur Wasserkraftnutzung soll neu geregelt werden
Unter dem Vorplatz des Ilfis-Centers in Langnau arbeitet eines von sieben Kraftwerken des Ilfiskanals. / Bild: Bruno Zürcher (zue)
Langnau: Mit der Wasserkraft des Ilfiskanals wurden einst Mühlen und Sägereien betrieben, heute sind es Kraftwerke. Nun soll eine neue Konzession erteilt werden.

«Ah, Emma ist am Arbeiten», sagt
Xaver Zürcher, als er beim Ilfis-Center in Langnau die Treppe hinunter steigt. Emma? «Ich pflege mein Kraftwerk jeweils mit Emma vorzustellen; eine Freundin, die nur ab und zu einen Fettstoss als Pflege braucht», meint der 73-Jährige und lacht. Emma ist eines von sieben Kraftwerken, welche am so genannten Ilfiskanal liegen. Die Betreiber haben sich zur Gesellschaft der Wasserwerkbesitzer am Ilfiskanal zusammengeschlossen, deren Präsident Xaver Zürcher ist. Und nun arbeiten die Gesellschafter daran, eine neue Konzession für die Nutzung der Wasserkraft zu erlangen. 

Einst Hauptschlagader des Gewerbes

Oberhalb der Bädlibrücke wird ein Teil des Wassers der Ilfis in den Kanal abgezweigt und schliesslich unterhalb der Überbauung Zürchermatte wieder in den Fluss geleitet. Und das wird seit langem so gemacht. «Die ältesten Aufnahmen, die ich habe, stammen aus dem Jahr 1729», berichtet Xaver Zürcher. Einst wurde die Kraft des Wassers in zwei Sägereien, zwei Mühlen, einer Gerberei, einer Knochenstampfe sowie einer Schiesspulverfabrik genutzt. Noch heute sei die Nutzung mittels so genannter ehehafter Rechte definiert «und quasi auf ewig gültig», erklärt Zürcher. Er hat im Jahr 2002 eine Liegenschaft an der Sägestrasse erworben und damit auch ein stillgelegtes Kraftwerk. Zürcher hat dieses zunächst saniert und dann betrieben, ehe er weiter unten auf dem Areal des Ilfis-Centers ein zweites Wasserkraft-Nutzungsrecht übernehmen und dort ein neues, grösseres Kraftwerk bauen konnte – Emma. «Seit ich das obere Kraftwerk entfernt habe beträgt das Gefälle, das ich nutzen kann, 4,30 Meter», erklärt der Vermesser. Im Maschinenraum kann abgelesen werden, wie hoch die Leistung ist: 52 Kilowatt. Pro Jahr produziert Emma ungefähr so viel elektrische Energie, wie 125 durchschnittliche Haushalte verbrauchen. Durch den 2,2 Kilometer langen Kanal, welcher unter anderem bei der Dorfmühle oberirdisch geführt wird, fliessen pro Sekunde maximal 1600 Liter. 

Herzblut und Geld investiert

Man merkt Xaver Zürcher gut an, dass er viel Herzblut in das Kraftwerk und den Kanal investiert hat – und auch Geld. «Das neue Kraftwerk zu bauen, hat insgesamt eine Million Franken gekostet», erklärt der 73-Jährige. Auch müsse die Gesellschaft regelmässig in den Unterhalt des 2,5 Kilometer langen Kanals investieren. Weil er mit seiner Emma sauberen Strom produziert, erhält Xaver Zürcher aber auch einen entsprechend hohen Preis. 

Kernpunkt Nummer 1 bei der Erteilung der Konzession ist die Restwassermenge im Fluss. «Der Restwasserbericht, der ein Ingenieurbüro ausgearbeitet hat, umfasst 52 Seiten», hält Zürcher fest. «Wir anerkennen die Anliegen der Fischer. Umgekehrt finden wir es auch sinnvoll, auf ökologische Weise Strom zu produzieren.» Die bisherige Regelung für das Restwasser sehe 450 Liter pro Sekunde vor, erklärt Xaver Zürcher. Künftig soll der Einlauf des Kanals so reguliert werden, dass mindestens 522 Liter pro Sekunden in der Ilfis verbleiben. Auch solle beim Einlauf ein ein feinerer Rechen – mit einem Abstand von 15 Millimetern – angebracht werden. «Wir sind froh, dass wir mit der Pachtvereinigung Emme eine Lösung finden konnten.» Die neue Konzession soll dann für 60 Jahre gelten – Emma wird noch einiges zu tun haben.

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07.05.2020 :: Bruno Zürcher (zue)