Auszeit: Kam einer zu Rabbi Shmuel ben Gamliel und fragte ihn: «Rebbe, sag: Ist diese Krankheit eine Strafe von Gott?» Der Rabbi lehnte sich in seinem Stuhl zurück, faltete die Hände über dem Bauch, sah den Mann an und sagte: «Was denkst du denn?» Der Mann antwortete: «Ich denke: Ja.» – «Und wofür sollte die Strafe sein?», fragte der Rabbi weiter.«Für unsere Habgier, unsere Ungerechtigkeit und dass wir die Schwachen ausbeuten», gab der Mann zur Antwort. «Du hast Recht», sagte Rabbi Shmuel. «So geh und tue Busse und vermeide in Zukunft Habgier und Unrecht. So wird diese Krankheit dir zum Segen werden.» Kam ein anderer zu Rabbi Shmuel ben Gamliel und fragte ihn: «Rebbe, sag: Ist diese Krankheit eine Strafe von Gott?» Der Rabbi lehnte sich in seinem Stuhl zurück, faltete die Hände über dem Bauch, sah den Mann an und sagte: «Was denkst du denn?» Der Mann antwortete: «Ich denke: Nein.» – «Und warum nicht?», fragte der Rabbi weiter. «Weil Gott nicht so ungerecht ist, dass er alle straft wegen der Sünden einiger Weniger.» Fragte der Rabbi weiter: «Und woher soll dann die Krankheit kommen?» Sagte der Mann: «Was weiss ich? Vielleicht schlägt die Natur zurück und wehrt sich gegen Globalisierung und Umweltzerstörung.» – «Du hast Recht», sagte Rabbi Shmuel. «So geh und lerne daraus und lebe in Verantwortung und in Ehrfurcht vor der Schöpfung. Und so wird diese Krankheit dir zum Segen werden.» Kam die Frau von Rabbi Shmuel ben Gamliel, die aus der Küche alles gehört hatte, herein und sagte: «Was sagst du da? Das kann doch nicht sein, dass beide Recht haben!» Der Rabbi lehnte sich in seinem Stuhl zurück, faltete die Hände über dem Bauch, sah seine Frau an und sagte: «Du hast Recht. Wir können nicht wissen, was Gott tut. Wir können nur wissen, was wir tun.»