«Wir haben schon noch etwas Zeit»

SCL Tigers: Auch bei den SCL Tigers sind derzeit viele Fragen offen. Wir boten Fans die Möglichkeit, ihre Anliegen zu äussern. Geschäftsführer Peter Müller nimmt dazu Stellung.

Peter Müller, in welcher Reihenfolge lösen Sie die offenen Fragen und Probleme, welche durch die aktuelle Situation entstanden sind?

Wir handeln nach unternehmerischen Kriterien mit dem Sport als Kerngeschäft. Bei den anstehenden Entscheidungen gilt folgende Reihenfolge: Sportchef – Headcoach – Athletiktrainer und erst dann die ausländischen Spieler. Alle Massnahmen und Entscheidungen müssen sich dem Wohle und der Sicherstellung der Zukunft der Tigers unterordnen.


Was die Fans an erster Stelle interessiert, ist, wie die Mannschaft für die nächste Saison aussehen wird?

Unser Sportchef hat noch einen laufenden Vertrag mit uns. Wir haben aber Kenntnis von Angeboten, die er erhalten hat. Diese Akte steht derzeit bei uns ganz oben auf der Traktandenliste. Was den Headcoach anbelangt, da haben wir, je nach Dauer der behördlichen Massnahmen, noch ein bisschen Zeit. So auch bei den ausländischen Spielern. Normalerweise würde ja die KHL- und NHL-Saison länger dauern, als die Schweizer Saison. Unsere Erfahrungen haben gezeigt, dass man auch im Sommer noch an gute Spieler kommen kann. Und ohne Headcoach über ausländische Spieler zu entscheiden, ist sowieso schwierig.


Wie sieht die Planung konkret aus?

Wir wollen bereit sein, wenn es wieder losgeht. Auch wenn wir im Moment einen Einstellungsstopp haben, werden Gespräche geführt und die Kontakte werden gepflegt. Allerdings finden unter den jetzigen Voraussetzungen keine Vertragsunterzeichnungen statt. Konkret heisst das, dass Ben Maxwell bereits vor einiger Zeit ein Angebot von uns erhalten hat, der Ball aber bei ihm liegt und er sich entscheiden muss. Harri Pesonen hat eine Ausstiegsklausel für die KHL, wir tun alles, damit er hier bleibt. Eero Elo und Aron Gagnon haben beide kein Angebot von uns und die Verhandlungen sind auf Eis gelegt. Mitentscheiden wird aber auf jeden Fall der zukünftige Headcoach.


Wie ist denn der Stand bei den Schweizer Spielern?

Wir haben erste Gespräche mit den Spielern betreffend dem Saisonende geführt. Das Verständnis für unsere Massnahmen ist vorhanden und sie zeigen Solidarität. Für den März und den April haben wir eine Lösung gefunden, wie die Spieler bezahlt werden können. Wie es weitergeht, kommt ganz auf die Dauer der Krise an. In Lohnfragen richten wir uns auch nach dem Entscheid der Liga.


Wie steht es um die Sponsoren der SCL Tigers?

Die Sponsoren sind selbstverständlich sehr wichtig. Unsere Matchbesucher und Besitzer von Saisonabonnementen auch. Wie den Sponsoren, konnten wir auch ihnen gegenüber nicht alle Leistungen erbringen. Die Solidarität ist auf allen Seiten gross. Über die kommende Saison haben wir noch keine Gespräche geführt. Da halten wir uns bewusst zurück. In dieser Situation ist es für alle nicht einfach und viele Unternehmen haben andere Sorgen, als über Sponsoring nachzudenken. Das respektieren wir.


Denken Sie, dass diese Krise gerade auch im Sport den Umgang mit dem grossen Geld verändern könnte?

Die Hoffnung stirbt zuletzt. Es ist aber leider so, dass der Mensch die Tendenz hat, Unangenehmes zu vergessen oder zu verdrängen. Sobald es wieder besser geht, kehrt man schnell zu dem zurück, was einem passt und bequem ist. Ich hoffe sehr, dass wir etwas aus dieser Krise lernen können. Es könnte eine Chance sein, gerade für den Sport, sich wieder zu besinnen. Zumindest bei den SCL Tigers habe ich das Gefühl, dass wir schon vorher auf dem richtigen Weg waren: Wir sind keine Meistermannschaft, aber wir erwirtschaften das, was wir brauchen, selber und können den Fans und den Sponsoren ein gutes Gefühl mit auf den Heimweg geben.

09.04.2020 :: Olivia Portmann (opk)