Einsprecher: Spielraum nicht einschränken

Einsprecher: Spielraum nicht einschränken
Bild: zvg
Schangnau: Zum Teilzonenplan Moorlandschaft Rotmoos/Eriz sind zwei Einsprachen eingegangen. Ein Bewirtschafter und die Betreiber des Skilifts Innereriz verlangen Anpassungen.

Die Moorlandschaft Rotmoos/Eriz erstreckt sich über gut 36 Quadratkilometer in den Gemeinden Schangnau, Eriz, Sigriswil und Horrenbach-Buchen. Wie alle Moore von besonderer Schönheit und von nationaler Bedeutung, ist das Rotmoos seit Annahme der Rothenturm-Initiative 1987 geschützt. Seltene Pflanzen und Tiere finden dort einen Lebensraum. Weil dieses Gebiet von Menschen bewohnt ist und landwirtschaftlich genutzt wird, muss ein Konsens gefunden werden zwischen den verschiedenen Interessen. Dazu hat eine Arbeitsgruppe einen Teilzonenplan erarbeitet (die «Wochen-Zeitung» berichtete). Darin wird festgelegt, welche Nutzungen auf welchen Flächen innerhalb der Moorlandschaft möglich und ob Schutzmassnahmen zu treffen sind. Dieser Plan lag in den vier Gemeinden öffentlich auf. Insgesamt zwei Einsprachen wurden eingereicht; eine von einer Privatperson, die andere von der Skilift AG Innereriz (siehe Kasten).

Null Entwicklungspotenzial

Der private Einsprecher ist Bruno Hirschi aus Schangnau. Er sei nicht generell gegen den Moorschutz, betont er, jedoch dürfe damit der Spielraum der Alpbetriebe nicht eingeschränkt werden. Das sei mit der vorliegenden Planung aber der Fall. Beispielsweise dürften Gebäude wohl weiterhin erneuert, nicht aber vergrössert werden, führt er aus. «Somit kann ein Stall unter Umständen nicht den Tierschutzvorschriften angepasst werden», schildert Hirschi ein Problem. Erhielten die Tiere mehr Platz, müsse entweder das Gebäude grösser oder der Tierbestand kleiner werden. Das Entwicklungspotenzial eines Alpbetriebes liege damit bei null. «Das mag heute noch grad so knapp gehen, aber was ist in Zukunft, wenn weitere Vorschriften kommen, die dann nicht mehr eingehalten werden können?» Dies bedeute das Ende der Alpwirtschaft, und davon sei auch das Moor betroffen. «Die Moorlandschaft ist durch die Bewirtschaftung erhalten geblieben und nicht durch Schutz», ist der Landwirt überzeugt. Die Landschaft werde verganden und verwalden. 

Kleinere Fläche düngen

Nebst dem Talbetrieb bewirtschaftet Bruno Hirschi zusammen mit seinem Bruder zwei Sömmerungsbetriebe, die beide in der Moorlandschaft Rotmoos liegen. 50 Hektaren umfassen sie. In einem Bewirtschaftungsplan ist festgelegt, auf welchen Flächen er die auf der Alp anfallende Gülle und den Mist ausbringen kann und die Tiere weiden lassen darf. Jeder Bewirtschafter hat seinen eigenen Plan, dieser war deshalb nicht Gegenstand der öffentlichen Auflage. Obwohl dagegen Einsprachen nicht möglich sind, meldet Bruno Hirschi seine Vorbehalte an. So dürften viele Flächen künftig nicht mehr gedüngt werden. «Da wir keine Feuchtflächen, sondern alles Weiden haben, dürfen wir heute überall güllen oder Mist ausbringen. Mit der neuen Planung wäre das nur noch auf 19 Hektaren möglich.» Da er nicht zu viel Tiere halte, Tierbestand und Nährstoffbilanz also im Gleichgewicht seien, müsse er die gleiche Menge Dünger also auf einer kleineren Fläche ausbringen. «Das macht doch keinen Sinn.»

Sich die Zeit nehmen

Bruno Hirschi hofft, dass es noch Anpassungen geben wird, sowohl beim Teilzonenplan als auch beim Bewirtschaftungsplan. Man müsse sich die Zeit nehmen und die kritischen Punkte nochmals beraten und überarbeiten. «Die Arbeitsgruppe macht jetzt extrem Druck, nach 20 Jahren Planung endlich fertigzumachen. Für sie ist die Arbeit dann erledigt, für uns fängt alles erst an. Wir und die kommenden Generationen müssen dann mit diesen Bestimmungen und Vorschriften leben, ohne etwas daran ändern zu können.» 

Für Hirschi ist die Situation insofern speziell, als er im Gemeinderat von Schangnau sitzt. Das sei zwar «nicht gäbig» und irgendwann werde es im Rat eine Abstimmung geben. Aber seine Meinung dürfe er deswegen trotzdem vertreten.

Verzögerung wegen Coronavirus

Dass es bei der Moorlandschaftsplanung Rotmoos/Eriz weitere Verzögerungen geben wird, schliesst Christian Aeschlimann, Sekretär der Arbeitsgruppe, nicht aus. Dies jedoch nicht, wie von Bruno Hirschi erhofft, wegen erneuten Beratungen, sondern wegen des Coronavirus. Letzten Dienstag hätten die Einspracheverhandlungen stattfinden sollen. «Diese mussten wir aufgrund der ausserordentlichen Lage verschieben», erklärt Christian Aeschlimann. Fraglich sei auch, ob die Gemeindeversammlungen in den vier Gemeinden Ende Mai, Anfang Juni durchgeführt werden könnten. Vorerst würden sie den 19. April abwarten, wenn der Bundesrat orientiert, wie es betreffend Corona weitergeht.

Im Detail nimmt Christian Aeschlimann nicht Stellung zu den Einsprachepunkten von Bruno Hirschi. Dieser habe sehr viel beanstandet. «Generell kann man sagen, dass der Verhandlungsspielraum klein ist. Die Arbeitsgruppe hat sich beim Kanton stark eingesetzt für die Anliegen der Bewirtschafter.» Mehr liege wohl nicht drin. Insgesamt sei die Arbeitsgruppe aber zufrieden, dass es nur zwei Einsprachen gegeben habe, dies bei einer doch sehr grossen Anzahl betroffener land- und alpwirtschaftlicher sowie gewerblicher Betriebe in vier Gemeinden.

Bedürfnisse des Skilifts berücksichtigen

Auch die Skilift AG Innereriz hat eine Einsprache zur Moorlandschaftsplanung Rotmoos/Eriz eingereicht. «Wir stören uns daran, dass nirgends explizit festgeschrieben ist, was für uns in Zukunft möglich ist. Im Gegensatz zu den Bewirtschaftern konnten wir unsere Bedürfnisse nicht anmelden», sagt Verwaltungsratspräsident Thomas Reusser. 

Auch die Bestandesgarantie sei zu schwammig formuliert. Es bestehe die Gefahr, dass sie künftig überhaupt keine Anpassungen an den Anlagen vornehmen könnten, weil es in der Planung nicht vorgesehen sei. «Wir haben nicht die Absicht, grosse Projekte mit Erdbewegungen zu realisieren», betont Thomas Reusser. Aber beispielsweise stehe zur Diskussion, das Kinderland, das jeweils mit wenig Schnee betrieben werden könne, zu vergrössern.

02.04.2020 :: Silvia Wullschläger (sws)