Kein Händeschütteln auf der Abschiedstour von Heinz Grossen

Kein Händeschütteln auf der  Abschiedstour von Heinz Grossen
Pösteler Heinz Grossen auf seinem letzten Sumiswalder Dorf-«Cher». / Bild: Ulrich Steiner (uss)
Sumiswald: Seit April 1981 war Heinz Grossen für die Poststellen Sumiswald und Grünen als Zustellbeamter unterwegs. Ende März absolvierte er altersbedingt seinen letzten «Cher».

Die Verabschiedung von seiner langjährigen Kundschaft hat sich Pösteler Heinz Grossen mit Sicherheit etwas anders vorgestellt. 30 Jahre lang hat er rund 300 Postadressen in Sumiswald und Grünen bei Wind und Wetter zuverlässig mit Briefen, Drucksachen, Zeitungen und Paketen beliefert. Letzte Woche hatte der 65-Jährige seine letzte Zustelltour. Wegen dem amtlich verordneten «social distancing» musste während der Dernière auf Händedrücken oder gar Umarmungen verzichtet werden. Ebenfalls die geplante Abschiedsfeier mit den Arbeitskollegen der Poststelle Sumiswald musste aufgrund der aktuellen Corona-Pandemie auf später verschoben werden.

Viele Neuerungen erlebt

«Es war eine sehr schöne Zeit, obwohl in den letzten Jahren in unserem Beruf viel mehr Neuerungen eingeführt wurden als in 30 Jahren zuvor», resümiert Heinz Grossen. Auf die Postlehre ist er übrigens durch seinen Onkel, welcher in Steffisburg Briefträger war, aufmerksam geworden. Nach bestandener Aufnahmeprüfung absolvierte Heinz Grossen die einjährige Ausbildung im Bahnpostamt Bern inklusive Umlade- und Zustelldienst auf der Poststelle Liebefeld. Als erste berufliche Stationen folgten Anstellungen auf dem Bahnpostamt und im Zustelldienst in Wabern und Rüfenacht. Als im April 1981 in Griesbach Posthalter Hans Bichsel pensioniert und das Postbüro geschlossen wurde, kam im Zuge der Reorganisation auch das Gebiet Schonegg zu Sumiswald. Die ausgeschriebene Stelle wurde mit Heinz Grossen besetzt. Anfänglich wurde die Post im Dorf noch zweimal täglich vertragen, erinnert sich Heinz Grossen an längst vergangene Zeiten. 

1995 nach Grünen

Nach der Pension von Pösteler Fritz Heiniger in Grünen wurde Heinz Grossen 1995 zu dessen Nachfolger gewählt. Als die Poststelle zehn Jahre später wegrationalisiert wurde, wechselte Grossen wieder nach Sumiswald, von wo aus er weiterhin seinen Wohnbezirk Grünen bediente. Zum Ende seiner beruflichen Tätigkeit könne er auf viele schöne Erlebnisse und persönliche Begegnungen zurückblicken, erzählt Grossen. Als Beispiel nennt er jene betagte Frau auf der Schonegg, die am Montag jeweils zu sagen pflegte: «Brieftreger, zieh mir no grad z’Guggerzytli uf!»

Nun freut sich der Neurentner auf die gemeinsame Zeit mit den Grosskindern, die Arbeit ums Eigenheim, die Mithilfe im familieneigenen Gasthof Bären in Ranflüh sowie vermehrte sportliche Aktivitäten. Sollte ihm dennoch langweilig werden, so sucht die Post gegenwärtig Aushilfspersonal für die Bewältigung der immensen Paketflut...

02.04.2020 :: Ulrich Steiner (uss)