Trotz erschwerter Bedingungen keine Angst vor den Abschlussprüfungen

Trotz erschwerter Bedingungen keine Angst vor den Abschlussprüfungen
Gian Ri Aebersold blickt seiner Lehrabschlussprüfung zuversichtlich entgegen, trotz Corona-Turbulenzen. / Bild: Walter Marti (mwl)
Emmental: Viele Lehrverträge enden am 31. Juli. Die Lernenden gehen davon aus, dass sie ihr Fähigkeitszeugnis oder Berufsattest trotz Corona termingerecht erhalten werden.

Gian Ri Aebersold erstellt gerade eine Zwischenmauer in einem Zweifamilienhaus-Neubau an der Haldenstrasse in Langnau. Er befindet sich im dritten Lehrjahr als Maurer bei der ortsansässigen Bauhandwerk AG und steht vor dem Abschluss seiner Berufslehre. Er sagt, dass ihm der Schulbetrieb auf Distanz keine Mühe bereite und er die überbetrieblichen Kurse (ÜK) glücklicherweise alle absolviert habe. Von den Abschlussprüfungen, dem sogenannten Qualifikationsverfahren, habe er keine Angst, trotz momentan erschwerten Lernbedingungen. «Ich hoffe, dass sich die für die Prüfung Verantwortlichen flexibel zeigen und trotz Virus etwas Praktikables auf die Beine stellen werden. Ich rechne damit, Ende Juli mein EFZ in der Tasche zu haben», betont er.

Manchmal Internetprobleme

Etwas weniger zuversichtlich ist Nina Egger, Kauffrau Lernende bei der Gemeinde Langnau. Der Heimunterricht sei für sie nicht ideal. Manchmal sei die Lernplattform überlastet und sie habe keinen Zugriff auf benötigte Akten zum Lernen und Erledigen der Aufgaben. Die Lehrkräfte würden sich aber grosse Mühe geben, die Mängel zu beheben. Nina Egger ergänzt: «Ich ziehe es zudem vor, wenn mir jemand im Schulzimmer die Sachen erklärt. Deshalb kommen bei mir manchmal Ängste auf, wenn ich an die bevorstehenden Prüfungen denke».

Tobias Egger lernt Schreiner EFZ bei der Ramseier Holzbau AG in Langnau. Er sieht dem Qualifikationsverfahren positiv entgegen und sagt, dass er gute Erfahrungsnoten habe. Die individuelle praktische Arbeit sei bis auf den dazugehörenden Vortrag erledigt. «Ich durfte ein Garderobenmöbel mit Schubladen aus massivem Birnbaumholz erstellen, und das ist meines Erachtens gut herausgekommen», hält der angehende Schreiner fest.

Ausbildungen werden abgeschlossen

Bernhard Guggisberg, Abteilungsleiter Milch/Holz beim Bildungszentrum Emme, sagt, dass man sich schweizweit einig sei, dass die Berufslehren im Juli gemäss den Lehrverträgen ordnungsgemäss und fristgerecht abgeschlossen werden können. Es seien Arbeitsgruppen am Werk, die ausloten würden, welchen Spielraum es bei der Durchführung der Qualifikationsverfahren gebe, um je nach Stand der Coronapandemie reagieren zu können. Bei den Schreiner- oder Milchpraktikern EBA zum Beispiel sehe er keine Probleme, weil die praktischen Prüfungen im Lehrbetrieb durchgeführt würden. «Wir werden kreative Lösungen finden, um die Berufslehren auch dieses Jahr ordnungsgemäss abzuschliessen. Die Qualität darf aber nicht leiden, es darf nicht jeder und jede wie bei einer Amnestie durchgewunken werden», sagt der erfahrene Berufsbildungsfachmann.

02.04.2020 :: Walter Marti (mwl)