Wiesen mit Totalschaden hat es diesen Jahr im Entlebuch viele. / Bild: zvg
Region Entlebuch: Das Entlebuch leidet in diesem Jahr unter einem besonders hohen Mäusebestand. Dies sieht man auf den Feldern – und auf dem Schermaus-Radar von Agroscope.
227 Schermäuse pro Hektare hat Agroscope im März 2020 auf einer Grasland-Parzelle in Ebnet gezählt. Bereits vor sechs Jahren wurde das Entlebuch von einer Mäuseplage heimgesucht. «Wegen dem milden Winter ist die erste Generation Jungmäuse bereits gross genug, um den elterlichen Bau zu verlassen», erklärt Cornel Stutz von Agroscope einen der Gründe. Im Vergleich zu anderen Jahren haben die Mäuse eine Gerneration Vorsprung.
Gift ist nicht die Lösung
Eine Bekämpfung der Mäuse im Grasland sei nur bei einer niederen Mäusedichte nachhaltig, erklärt Cornel Stutz. Bei einem Totalschaden wie momentan in Ebnet und anderen Orten im Entlebuch sei ein solches Vorhaben sinnlos. «Die leeren Gänge würden viel zu schnell wieder besetzt.» So bleibt betroffenen Bauern nicht viel anderes übrig, als die Haufen mit einer Wiesenegge zu glätten und neu einzusäen in der Hoffnung, dass doch noch etwas Gras wächst. Das Plattwalzen und Einsäen verdrängt auch Unkräuter, die sich auf den aufgeworfenen Erdhügeln ansiedeln und so die Futterqualität vermindern. Bei starkem Futterverlust müssen betroffene Bauern Heu dazu kaufen. Obstbäume und andere wertvollen Kulturen werden trotz Mäuseplage so gut wie möglich geschützt. Bewährt hat sich dabei die Bekämpfung mit Fallen oder Abgas. Gift hingegen, empfehle er nicht, sagt Cornel Stutz. Dies schade nämlich auch den Feinden der Mäuse, unter anderem den Greifvögeln wie Turmfalken, Milane oder Schleiereulen.
Greifvögel erhaschen jedoch weniger oft die Mäuseart, welche die grössten Schäden bei uns anrichtet; denn Schermäuse verlassen ihre unterirdischen Gänge jeweils nur für wenige Augenblicke. Viel eher erbeuten Greifvögel die kleineren Feldmäuse, die regelmässig oberirdisch nach Futter suchen. «Dank dieser Regulierung halten sich die Schäden durch Feldmäuse in der landschaftlich gut strukturierten Schweiz in Grenzen», erklärt Stutz. Anders sehe es in Ländern aus, wo riesige Flächen von Bäumen, Hecken, Bächen oder anderen Strukturen befreit wurden. «Dort siedeln sich keine Greifvögel mehr an und die Feldmäuse sind deshalb vielerorts ein riesiges Problem.»
Doch auch Schermäuse haben Feinde: Sie werden von kleinen Jägern wie Hermelin und Mauswiesel in den unterirdischen Gängen aufgestöbert. Auch vor Füchsen sind sie nicht sicher. Diese riechen ihre Bruthöhlen und graben die begehrte Beute aus. Mit Geduld machen es die Katzen. Sie öffnen einen Laufgang und warten auf die Maus, die das Loch wieder verschliessen will.
Bald ist die Spitze erreicht
Die Schermauspopulation ist einem sechs-, bis siebenjährigen Zyklus unterworfen. Während im Emmental der Bestand derzeit eher rückläufig ist, wird im Entlebuch bald die Spitze erreicht sein. Sind zu viele Mäuse an einem Ort, führen Dichtestress und Krankheiten bald zu einem Zusammenbruch der Population. «Ich schätze, dass der Mäusebestand schon in diesem, sicher jedoch im nächsten Jahr wieder rapide abnimmt», sagt Cornel Stutz. Das ist doch immerhin etwas.