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Kiesgrube Dicki: Gut 60 Prozent sagen Ja zur Erweiterung

Kiesgrube Dicki: Gut 60 Prozent  sagen Ja zur Erweiterung
Hasle: Dass der Kiesabbau im Dicki erweitert werden soll, war an der Gemeindeversammlung unbestritten. Zu reden gab erwartungsgemäss die Höhe des so genannten Kiesbatzens.

273 Stimmberechtigte besuchten die Gemeindeversammlung, was einer Rekordbeteiligung von 11,3 Prozent entspricht. Auch der Gästesektor war sehr gut gefüllt. Die Fr. Blaser AG hatte ihre ganze Belegschaft aufgeboten und weil ein grosser Teil der Angestellten nicht Bürger von Hasle sind, waren diese nur Zaungäste. Das Unternehmen hatte nachvollziehbar ein Interesse, dass die Gemeindeversammlung der überbauungsordnung «Kiesabbau Dicki, Erweiterung Grossacker» zustimmt, um in der angrenzenden Fläche während Jahrzehnten Kies abbauen und Material deponieren zu können. Nicht nur mit einer grossen personellen Präsenz versuchte die Fr. Blaser AG – welche seit 1993 zur Jura-Holding gehört, die ihrerseits seit dem Jahr 2000 im Besitz des irischen Baustoffkonzerns Cement Roadstone Holding ist – Stimmung zu machen. Das Unternehmen stellte vorgängig den Antrag «zur Einleitung des Geschäfts einen Informationsfilm präsentieren zu dürfen». «Im Organisationsreglement unsere Gemeinde ist nicht geregelt, ob man einen Film zeigen darf», erklärte Gemeindepräsident Walter Scheidegger. «Geregelt ist aber, was passiert, wenn nichts geregelt ist – die Versammlung entscheidet.» Die Abstimmung war ein erster Formtest. Sind die Bürgerinnen und Bürger dem Kiesunternehmen gewogen? 202 der 273 Stimmberechtigten waren es. Film ab! Der aufwändig produzierte und fast 13 Minuten dauernde Film gewährte Einblick in alle Tätigkeitsfelder am Standort Hasle, wo rund 45 Personen beschäftigt werden. Auch kamen verschiedenste Personen zu Wort: der Abteilungsleiter Produktion, ein Lehrling, eine Lastwagenführerin, ein Mechaniker, ein Baggerführer und viele weitere. Aber auch Kunden, Zulieferer, eine Nachbarin, ein Naturschützer und in zwei Einspielungen auch die Witwe des Firmengründers, Hanni Blaser. Ein Ja sei wichtig, um die Arbeitsplätze erhalten zu können und dass die Fr. Blaser AG weiterlaufe, sprach sie in dem Film. 



Der Kiesbatzen wird indexiert

Nachdem Gemeindepräsident Walter Scheidegger daraufhin in kurzen Zügen die Eckpunkte der überbauungsordnung erläuterte – die Stimmberechtigten hatten eine umfassende und informative Botschaft nach Hause erhalten – kam Gemeinderat Raymond Weber, Ressort Finanzen, «zu dem, was wohl am meisten interessiert, dem Kiesbatzen.» Auch hier war vieles schon in Vorfeld bekannt: Etwa, dass die Gemeinde bislang pro Jahr pauschal 20’000 Franken erhielt und dass neu ein Franken pro Kubikmeter abgebautem und 50 Rappen pro Kubikmeter deponiertem Material vorgesehen ist. «Bei einer durchschnittlichen Menge von 100’000 Kubikmetern pro Jahr bringt alleine der Abbau das Fünffache des heutigen Betrages», rechnete Weber vor. Wenn dann die Auffüllung beginne, kommen noch 50’000 Franken hinzu. Neu war für die Besucher der Gemeindeversammlung allerdings, dass die beiden Tarife indexiert werden sollen.

«Von einer Indexierung steht aber in der Botschaft nichts», kritisierte ein Bürger. Gemeindeschreiber Manfred Arzner hatte die entsprechenden Zahlen vorbereitet: ein Index für Kies und einer für deponiertes Material. Steigt beispielsweise der Index für Kies an, steigt auch der Kiesbatzen – und umgekehrt. Aus den Zahlen ging hervor, dass der Index beim deponierten Material derzeit deutlich stärker im Steigen begriffen ist. «Wenn die Nachfrage beim Deponieren viel mehr anzieht, warum erhält die Gemeinde dann nur 50 Rappen und nicht auch einen Franken?», lautete eine Frage aus der Versammlung.



Keine Abkehr von der Goldgrube

Ins selbe Horn stiess ein weiterer Votant: «Wir haben lange Zeit umgerechnet nur 20 Rappen erhalten. Es besteht auch ein gewisser Nachholbedarf.» Auch gelte es zu bedenken, dass das Unternehmen davon profitiere, dass die Kiesreserven sehr leicht erschlossen werden könnten. «Und, die Zukunft der Fr. Blaser AG sieht goldig aus: Unter anderem wegen der Verkehrssanierung ‹Emmentalwärts›. Das grösste Bauprojekt, das es im Emmental je gab, wird direkt vor der Haustüre realisiert.» Schon alleine das Deponievolumen lasse aufhorchen: Rund 500’000 Kubikmeter in fünf Jahren. «Man dürfe sich nicht einschüchtern lassen», schloss der ältere Herr. «Die Fr. Blaser AG gehört zur internationalen Betonlobby und es besteht keine Gefahr, dass sie sich von der Goldgrube in Hasle abwenden wird, wenn wir die überbauungsordnung ablehnen.»

Für ein Nein warb überdies auch der Vertreter der Anwohner in der Begleitgruppe, welche das Geschäft vorbereitet hatte. Er kritisierte unter anderem, dass die Fr. Blaser AG nie offengelegt habe, einen wie hohen Kiesbatzen sie an den anderen Standorten zahle. Ein Nein habe zudem keine negativen Folgen – «es herrscht kein Kiesnotstand!»

Für die Vorlage wurden nur zwei kurze Statements abgegeben: Eines traf wohl die Haltung der Mehrheit: «Wir sollten das Fuder nicht überladen. Für mich stimmt das so.» In der Abstimmung sprachen sich 169 der 273 anwesenden Bürgerinnen und Bürger für die Vorlage aus, was einem Anteil von 61,9 Prozent entspricht. Die Gegenstimmen, respektive Enthaltungen, wurden nicht ermittelt.



20.02.2020 :: Bruno Zürcher (zue)