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Projekt gegen Foodwaste: «Nimm, bring und rette Lebensmittel»

Projekt gegen Foodwaste: «Nimm, bring und rette Lebensmittel»
Langnau: Ein Food-Corner mit öffentlichem Kühlschrank soll bewirken, dass weniger Lebensmittel verschwendet werden. Das Projekt von Sandra Kündig findet Anklang im Dorf.

Drei Gläser Konfitüre, ein Glas süss-saure Gurken und drei Tuben mit verschiedenen Saucen befinden sich heute im Kühlschrank des Food-Corners in Langnau. Diese Lebensmittel sind öffentlich zugänglich. Jeder und jede kann sich davon nehmen, was er oder sie gerade gebrauchen kann. In den Kühlschrank gelangt sind die Sachen nach dem umgekehrten Prinzip: Jemand der keine Verwendung für die Konfi oder die Gurken hatte, hat sie hineingelegt. «Da hat vielleicht jemand zu viel Sauce gekauft für ein Festtagsessen», vermutet Sandra Kündig beim Anblick der Lebensmittel. Sie betreut den Food-Corner und schaut jeden Tag in den Kühlschrank und die Styroporbox. «Ich kontrolliere täglich die Lebensmittel und deren Ablaufdaten, messe die Temperatur des Kühlschranks und stelle ein Foto des Inhalts auf unsere Facebookseite», erzählt sie.



Unterstützung aus dem Dorf

Sandra Kündig betreut das Anti--Foodwaste-Projekt bereits seit zwei Jahren. Zuvor wurde in Langnau mit zwei Styroporboxen auf dem Viehmarktplatz gegen die Lebensmittelverschwendung angekämpft. «Ein befreundetes Paar hatte diese Initiative gestartet, weil sie aber von hier weggezogen sind, habe ich den Food-Corner weitergeführt», erzählt die jetzige Initiantin. Mittlerweile befindet sich der Corner an der Alleestrasse 8 und das Projekt wird vom Verein «Langnau Interkulturell» unterstützt. Auch aus ihrem Umfeld bekommt Sandra Kündig immer wieder Hilfe angeboten: «Die Gemeinde hat mir einen neueren Kühlschrank überlassen und ein Bekannter hat mir eine Tür an das Holzhaus gezimmert, quasi über Nacht», erzählt sie begeistert. Diese Tür habe dann die Schriftengestalterin von «Lettera et cetera» verschönert. Alles ohne Bezahlung, alles für das gute Projekt. «Ich bin jemand, der auf die Leute zugeht und fragt», meint Sandra Kündig. So konnte sie auch den Früschmarkt und die Tuiles Bäckerei Wegmüller für eine Zusammenarbeit gewinnen. «Wenn sie im Früschmarkt viele Joghurts haben, die sie nicht mehr verkaufen können, die man aber noch locker essen kann, rufen sie mich an. Ich gehe die Produkte abholen und lege sie in den Kühlschrank», erklärt sie.



Der Food-Corner ist für alle da

Der Wechsel von Lebensmitteln sei gross: «Wenn ich beim Corner vorbeischaue, ist eigentlich immer etwas da.» Sandra Kündig habe auch schon spezielle Produkte gefunden, wie eine Konfitüre, die auf Arabisch beschriftet war oder türkische Süssigkeiten. Es dürfe jeder und jede beim Food-Corner vorbeischauen und etwas rausnehmen. «Der Food-Corner ist gleich neben der Ludothek und dem Sozialamt. Da habe ich alle informiert, dass es nun nebenan die Möglichkeit gibt, gratis an gute Lebensmittel zu kommen», erklärt die Initiantin. Schade fände sie es, wenn sie beobachte, dass eine einzige Person mit dem Auto vorfahre und gleich alle 15 Joghurts auf einmal mitnehme. «Die Lebensmittel sind für alle da. Leider ist es aber oft so, dass etwas nur mitgenommen wird, weil es gratis ist.»



Menschen zum Nachdenken bringen

Mit dem Food-Corner möchte Sandra Kündig auch erreichen, dass die Menschen öfter darüber nachdenken, wie sie mit Lebensmitteln umgehen. «Viele aus der älteren Generation sind sich gewohnt, dass man Reste verkocht und alles aufbraucht», meint sie, «darum finden es auch viele gut, dass ich die junge Generation vertrete und so auch Jüngere dazu aufmuntern kann, bewusster mit Lebensmitteln umzugehen.» In Langnau habe sie bereits alles getan was möglich sei, um Foodwaste entgegenzuwirken. Was man jetzt noch tun könnte, seien in anderen Dörfern Food-Corner einzurichten: «Dabei würde ich auf jeden Fall helfen und unterstützen, wo ich kann!»

16.01.2020 :: Jana Wyss (wjk)