«Respekt und geistige Stärke gehören zum Karate»

«Respekt und geistige Stärke gehören zum Karate»
Karate: Die 16-jährige Larissa Ruch hat klare Ziele: Dieses Wochenende will sie den dritten Teil der Braungurt-Prüfung absolvieren, um als nächstes den Schwarzgurt machen zu können.

«Ich will mein Leben lang Freude an Karate haben und immer dran bleiben», erklärt Larissa Ruch auf die Frage, was ihre sportlichen und persönlichen Ziele seien. Dass sie auch einen Schwarzgurt anstrebt und an einer Karate-WM teilnehmen möchte, kommt erst in einem Nebensatz viel später zur Sprache.

Die 16-jährige Zollbrückerin weiss wohin ihr Weg führen soll. Zum Karate kam sie als Achtjährige durch die Gotte ihres Bruders und deren Tochter. Sie wollte auch mal im Training zuschauen da hat es sie gepackt: Im Karate-Gi, dem weissen Anzug, mehrmals die Woche barfuss auf der Matte zu stehen. «Karate ist viel mehr als Fitness. Es ist eine Lebensschule und eine Lebensart», erklärt die Gymnasiastin voller überzeugung. «Beim Karate geht es um gegenseitigen Respekt, gewisse geistige Fähigkeiten und Körperbeherrschung.»



Vorurteile beseitigt

Dass Karate viel mehr als nur eine Bewegungsart ist, bestätigt auch der Sumiswalder Karate-Trainer Markus Weber. Nächstes Jahr feiert seine Karateschule Koubukan das 25-jährige Bestehen. Sensei (Trainer) Weber startete im Jahr 1995 als Träger des zweiten Dan, das ist der zweite Schwarzgurt mit einer Handvoll Schülerinnen und Schüler. Mittlerweile läuft die Karateschule Kouboukan in Sumiswald gut. «Es ist nun bekannt, was wir machen und was Karate wirklich bedeutet», erklärt der Sensei. Anfangs hätten die Leute schon Vorurteile gehabt. Aber gerade für Kinder und Jugendliche biete die japanische Kampfkunst sehr viel mehr als nur das körperliche Training.

Während der letzten Jahre hat sich Markus Weber stets weiterentwickelt und zusätzliche Prüfungen abgelegt wie etwa eine Schulung als Krav-Maga-Instruktor (Israelische Kampfkunst). «Ich versuche, offen für die verschiedenen Bedürfnisse zu sein. Gut ist schon einmal, dass wir jetzt ein eigenes Dojo, also Trainingslokal, gefunden haben, in welchem wir die Matten liegen lassen können», so Weber. Dank seines Trainings-Angebotes kann auch Larissa Ruch bis zu viermal die Woche eine Einheit besuchen. «Ich gehe drei- bis viermal die Woche für mich ins Training in Sumiswald und am Donnerstag helfe ich beim Kindertraining in Langnau mit.» Weitere Krafteinheiten seien nicht nötig. Es gehört zur Karate-Philosophie, dass Träger der Braungurte (je dunkler die Farbe des Gurtes, desto höher das Niveau) in der Lage sein müssen, den Trägern der weissen, gelben, orangen oder grünen Gurte gewisse Bewegungsabläufe zu zeigen und beizubringen.



Dritte Braungurt-Prüfung

Dieses Wochenende wird Larissa Ruch den dritten Teil der Braun-Gurt-Prüfung absolvieren. «Nervös bin ich nicht. Ich war ja jetzt schon für die ersten Teile in Luzern und weiss, wie es läuft.» Bis zum Blaugurt können die Prüfungen im jeweiligen Heim-Dojo vom eigenen Sensei abgenommen werden. Ab den Braungurt-Prüfungen verlangt der Verband eine Abnahme durch Experten. Die Prüfung, die Larissa Ruch zeigen wird, besteht aus drei Disziplinen, erklärt sie: «Zuerst kommt die Grundschule, dabei muss ich Basistechniken in verschiedenen Kombinationen vorführen. Es ist wichtig, die Bewegungsabläufe mit hoher Präzision vorzuzeigen. Nicht nur einmal, sondern fünfmal wollen die Experten den Ablauf sehen.» Das sei aber nicht so schwierig, weil man ja schon im Vornherein die Anforderungen kenne. Schwieriger sei es beim zweiten Teil, erzählt Ruch weiter: «Bei der sogenannten Kata muss man einen Scheinkampf gegen einen imaginären Gegner zeigen. Bei der Kata ist es extrem wichtig, dass das Timing, die Geschwindigkeit und die Kraft stimmen. Hand-, Arm- und Fussbewegungen müssen perfekt koordiniert funktionieren, sonst gibt es Punktabzüge». Und beim dritten Teil, dem sogenannten Kumite, geht es um einen echten Kampf. «Natürlich helfen wir an der Prüfung einander. Schliesslich muss jeder Prüfling mit den richtigen Treffern und deren Verteidigung die nötigen Punkte machen», erklärt die 16-jährige Karateka.



Mit Schwarzgurt an die WM

Wenn die Prüfungsexperten mit Larissa Ruch zufrieden sind, darf sie sich ab nächster Woche Erst-Kyu-Trägerin nennen und mit dem Training für den ersten Dan beginnen, also den ersten der schwarzen Gurte. Nebst dem werde sie auch für Wettkämpfe trainieren. Eine WM-Teilnahme ist ein Ziel für Larissa Ruch, nachdem sie diesen Sommer erste Erfahrungen an einem internationalen Cup in Irland sammeln durfte.  Die Kämpferinnen und Kämpfer anderer Nationen imponierten der Zollbrückerin: «Die japanischen Karatekas zeigten Kämpfe auf einem ganz anderen Niveau. Das war sehr eindrücklich.»

12.12.2019 :: Olivia Portmann (opk)