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Moderne Schalmei – himmlischer Klang

Moderne Schalmei – himmlischer Klang
Sommerserie Klingt gut!: Die Oboe gilt als anstrengend und kompliziert. Sabina Novak liebt dieses Blasinstrument dennoch und wirbt für ein besseres Image.

Die beiden von Christoph Moser geleiteten Chöre, der Oratorienchor Olten und der Oratorienchor Cantica Nova Worb, haben auf der Bühne des Bärensaals Worb Aufstellung genommen. Davor nehmen nach und nach die Musiker des Huttwiler Kammerorchesters Platz. Seit 1992 musiziert man zusammen. Zurzeit wird für Johann Sebastian Bachs Kantate 147 und AntonÍn DvorÁks Messe in D-Dur Opus 86 geprobt, die zweimal in Worb und einmal in Olten zur Aufführung kommen. Unter den Instrumentalistinnen befindet sich Sabina Novak, die ihrem Koffer gleich drei Instrumente entnimmt: Die Oboe, die Oboe d’Amore sowie die Tenor-Oboe. Die vor 25 Jahren nach Luzern ausgewanderte Solistin wurde um Mithilfe gebeten, da gute Oboistinnen rar sind. «Ich freue mich, bei diesem Konzert mitspielen zu dürfen», sagt sie während des Einspielens, es seien zwei wunderbare Werke.



Handarbeit ist gefragt

Sabina Novak ist gerne bereit, über ihre Instrumente Auskunft zu geben. Sie weist auf ihre Mundstücke hin, die sie aus Pfahlrohr, einem Schilfgras, selber herstellt. Dieses werde in Frankreich in der Region von Avignon sowie in Kalifornien extra für Oboen angebaut. Die Herstellung der Mundstücke sei eine extreme Geduldsarbeit, sagt die Musikerin. Tagelang schabe sie mit einem Messerchen an einem Mundstück herum, da es für die Klangqualität und damit für das spielerische Niveau ausschlaggebend sei. Und dabei sei seine Lebensdauer erst noch beschränkt. «Vor dem Spielen weiche ich das Mundstück in einem Wasserglas ein, damit es biegsam und dadurch spielbar wird», erklärt die Oboistin. Sie hat eine ganze Schachtel voller Mundstücke bei der Probe dabei. Das Oboenspiel sei durch den stets aufrechtzuhaltenden Lippendruck recht anstrengend, weshalb manchmal leichter spielbare Mundstücke eingesetzt würden – was aber die Klangfülle vermindere, weiss Sabina Novak zu berichten.



Wie beim Tauchen

Speziell zu erwähnen sei die Atemtechnik beim Oboenspiel, sagt Novak. «Mit keinem anderen Blasinstrument lassen sich mit einem einzigen Atemzug dermassen lange Soli spielen, wie mit der Oboe.» Das Doppelrohrblatt des Mundstücks wird mit grossem Druck zum Schwingen gebracht, wobei kaum Luft aus der Lunge strömt. «Wie beim Tauchen muss erst tief durchgeatmet werden, dann wird die Luft angehalten und der Kohlenstoffdioxidgehalt in der Lunge steigt an», beschreibt Sabina Novak den Spielvorgang. Aus diesem Grund kursierten Gerüchte, wonach der so genannte Druck im Kopf den Oboenspielers verrückt oder dumm machen könne. Bis in die Siebzigerjahre wurde daher Kindern, wegen der noch nicht ausgewachsenen Lunge abgeraten, dieses Instrument zu spielen. Das gelte heute nicht mehr, dank leichter anzublasender Rohre, weiss sie. Heute können Kinder ab sieben Jahren bereits mit dem Unterricht beginnen. Es seien auch den kleinen Händen angepasste Instrumente erhältlich.



Laufbahn einer Oboistin

«Ich habe erst mit 13 Jahren das Oboenspielen erlernt», erzählt Sabina Novak. «Ich habe mit der Blockflöte begonnen und dann später auf die Querflöte gewechselt.» Kein schlechter Einstieg, meint sie. Bevor sie sich am Konservatorium Luzern zur Berufsmusikerin ausbilden liess, absolvierte sie vorerst das Lehrerinnen-Patent. Die Begeisterung für die Oboe wuchs nach und nach, zum Talent kamen übungsfleiss und Durchhaltewillen. Mit Orchesterengagements und Unterrichtsstunden konnte sie ihren Lebensunterhalt bestreiten, und Berufsmusikerin werden. Zu ihrem Bedauern hat die Anzahl der jungen Musikschülerinnen und Musikschüler, die das Spielen der Oboe erlernen wollen, in Schüpfheim und Entlebuch in den letzten Jahren abgenommen. «Schade, denn obwohl die Oboe kein einfaches Instrument ist, lohnt sich die Anstrengung», ist die Musikerin überzeugt. Für sie ist und bleibt die Oboe ihr Trauminstrument.



Klingt gut – Wir stellen nicht ganz alltägliche Instrumente vor, beispielsweise nächste Woche das Cajon. Die Beiträge sind nachzulesen unter: www.wochen-zeitung.ch

Himmlische Schalmeien erklangen mit der Oboe
Die Oboe hat ihren Namen vom französischen Holzblasinstrument «hautbois». Dieses wurde im 17. Jahrhundert aus der mittelalterlichen Schalmei weiter entwickelt. Das etwa 65 Zentimeter lange Rohr gehört zu den im Aufbau kompliziertesten Blasinstrumenten. Die aus Silber gefertigten Klappen unterschiedlicher Anzahl, werden mit Fischhaut- oder Kork-Polstern versehen, die das Tonloch luftdicht abdecken. Die Klappen- und Hebelmechanik ist recht kompliziert; es existiert eine Vielzahl an Querverbindungen, die zu justieren sind. Die Tonerzeugung geschieht mittels Doppelrohrblatt, das zwischen die nach innen gewölbten Lippen genommen und durch das mit hohem Druck hindurchgeblasen wird, was eine stehende Welle im Rohr erzeugt. Mit spezieller «Beisstechnik» kann ein Teil des Rohres zum Schwingen gebracht und höhere Töne erzeugt werden. 

Zum Lob Gottes gespielt Andere Bezeichnungen für die Oboe waren einst der griechische Aulos, die römische Tibia, oder der in der Bibel erwähnte Chalil, der im Tempel zu Gottes Lob gespielt worden sein soll. Nicht zu vergessen die himmlischen Schalmeien, mit denen die Engel lobpriesen. Quelle: Wikipedia

12.07.2018 :: Gertrud Lehmann (glh)