«So ein Kamel»

«So ein Kamel»
Weihnachten: Eine Weihnachstgeschichte zum Schmunzeln von Andrew Bond und Urs Lauber.

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Vor langer Zeit und weit weg von hier lebten einmal ein Esel und ein Kamel. Beide waren jung und kräftig. Beide arbeiteten am Tag für ihre Besitzer und schliefen nachts in einem trockenen Stall. Beide liebten nichts mehr als eine Futterkrippe voller Heu. Aber sonst waren sie sehr verschieden.
Der Esel gehörte Josef, einem Zimmermann aus Nazareth. Josef hatte einen Wagen, den er jeweils mit Balken und Brettern belud. Er spannte seinen Esel vor den Wagen und sagte: «Komm, Esel, wir machen uns an die Arbeit.» Und der Esel sagte freudig: «I-A, ja ja, I-A».

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Das Kamel gehörte einem vornehmen und weisen Herrn, der Balthasar hiess. Die Leute ehrten Balthasar wie einen König. So führte auch sein Kamel ein beinahe königliches Leben. Alle paar Tage kam Balthasar mit seinem schönen Sattel und sagte: «Komm, Kamel, wir reiten aus.» Das faule Kamel antwortete dann: «Muss das gerade jetzt sein?» oder «Kannst du nicht auch ohne mich gehen?» oder «Geh doch heute zu Fuss, das ist gesund!»



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Das Kamel und der Esel führten also ein ganz unterschiedliches Leben. Sie lebten übrigens auch weit auseinander in zwei verschiedenen Ländern. Aber dann geschahen plötzlich seltsame Dinge, die die beiden zusammenführten.

Auf einmal musste der Esel nicht nur den Wagen des Zimmermanns ziehen. Neuerdings setzte sich manchmal eine Frau auf seinen Rücken zum Reiten. Sie hiess Maria und war die Verlobte von Josef. Ein Engel war zu Maria gekommen und hatte ihr erzählt, dass sie bald ein ganz besonderes Kind haben würde. So wollte Josef, dass sich Maria schonte. Der Esel lernte bald schön sanft zu gehen. Er freute sich über seine neue Aufgabe.



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Einige Monate später hörte der Esel laute, unbekannte Geräusche. Er schaute zum Stallfenster hinaus und sah einen Trupp fremder Soldaten. Sie waren Römer und nicht sehr freundlich. Sie trommelten die Dorfbewohner zusammen. «Hört genau zu!», rief der Hauptmann. «Unser Kaiser Augustus will, dass wir euch alle zählen. Aber das machen wir nicht hier, wo ihr wohnt. Das machen wir dort, wo eure Familien herkommen. Ihr habt genau zwei Wochen Zeit dafür. Verstanden?!»

In den Tagen danach war Josef schlechter Laune. Dann kam er mit Maria und einem Gepäckbündel zum Esel und sagte: «Komm, Esel, wir machen uns auf eine lange Reise.» «Oh I-A, ja ja, I-A», sagte der Esel, «wohin reisen wir?» «Bis nach Betlehem», schimpfte Josef. Auch Maria schien keine Freude an der bevorstehenden Reise zu haben. Der Esel hatte zwar keine Ahnung, wo Betlehem lag und warum sie dorthin gingen. Aber er freute sich auf das Abenteuer.

Josef, Maria und der Esel wanderten tagelang südwärts. Die Reise war manchmal angenehm, aber manchmal auch anstrengend und mühsam.

Manchmal gab es Wasser und etwas Gras oder Heu, an einigen Tagen aber auch nicht. Maria und Josef wurden immer stiller und missmutiger. Aber der Esel liess sich von ihrer schlechten Laune nicht anstecken. Er sagte sich: «Die Sonne geht jeden Tag auf und die Vögel singen. Warum sollte ich denn schlechter Laune sein? Jede Reise hat doch ihr Gutes. Ich sehe immerhin viele neue Gegenden.»



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Unterdessen war auch beim Kamel einiges los. Einmal kam Balthasar mitten in der Nacht mit dem Sattel und sagte: «Komm, Kamel, wir reiten aus.» Das Kamel dachte: «Was für eine blöde Idee, mitten in der Nacht zu reiten. Erstens sieht man nichts. Zweitens hört man nur unheimliche Geräusche. Und drittens schleichen in der Nacht die Wölfe umher.» Es stellte sich schlafend. Balthasar konnte es so lange rütteln und zwicken, wie er wollte. Das Kamel war nicht wach zu kriegen. So ging Balthasar wieder.

Aber am nächsten Abend kam Balthasar wieder mit dem Sattel. Neben ihm standen zwei weitere Männer. Sie sagten voller Freude: «Komm, Kamel, wir machen eine Reise». «Wohin denn?», wollte das Kamel wissen. «Das wissen wir noch nicht», antworteten die drei Männer. «Wir haben einen neuen Stern entdeckt, der uns in der Nacht den Weg weisen und uns zu einem Kind führen wird. Wir glauben, es ist ein Königskind.»

Das Kamel schüttelte den Kopf und sagte: «Ich gehe doch nicht auf eine Reise, ohne dass ich weiss wohin. In der Nacht reisen mag ich erst recht nicht. Und von einem Stern als Reiseleiter habe ich noch nie gehört.»

Aber die Männer zogen es hoch, beluden es mit Sattel und Gepäck und zogen davon. Schon bald fragte das Kamel trotzig: «Wie lange soll diese Reise noch dauern? Ich bin müde.» Seine Begleiter antworteten: «Wir haben keine Ahnung, wie lange wir unterwegs sein werden. Aber wir wissen, dass sich jeder Schritt lohnt.» – «Gar nichts lohnt sich», schimpfte das Kamel, «rein gar nichts. Wann gibt es endlich eine Pause?» Dann kamen sie an den Rand der Wüste. Das Kamel stöhnte: «Ach nein, ich hasse die Wüste. Da sinke ich immer so ein mit den Füssen. Und es hat nichts zu Fressen und kein Wasser. Dafür hat es Schakale und Schlangen und Skorpione.» Später erreichten sie die Berge. «Nein, auch das noch», wetterte das Kamel, «ich bin doch keine Bergziege!»



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Währenddessen hatten Josef und Maria endlich Bethlehem erreicht. Sie hatten einen einfachen Stall als Unterkunft gefunden. Der Esel freute sich über die volle Futterkrippe. Er unterhielt sich vergnügt mit den Tieren, die sonst den Stall bewohnten. Der Ochse fragte: «Was tut ihr hier?» – «Ich weiss es nicht», antwortete der Esel, «aber irgend einen Grund wird es schon geben. Die Reise hat mir gut gefallen. Hier gefällt es mir auch.»



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Weil die drei weisen Männer ein Königskind suchten, gingen sie zum Palast von König Herodes. «Das gefällt mir schon besser», sagte das Kamel. «Hier gibt es wohl endlich Wasser, und Heu und Ruhe.» Aber König Herodes schickte die drei Männer wieder fort. Auch der Stern zog weiter. Das Kamel schimpfte: «Oh nein, oh nein, oh nein! Schon wieder weiterwandern. Kommt, wir ruhen uns zuerst aus. Einen Tag lang oder eine Woche oder noch besser ein Jahr lang. Was soll diese unmögliche Reise überhaupt?» Aber die drei weisen Männer waren nicht aufzuhalten.

In jener Nacht kam das besondere Kind zur Welt, von dem der Engel erzählt hatte. Niemand wünscht sich, ein Kind nach einer so anstrengenden Reise gebären zu müssen. Und erst recht nicht in einem Stall. Aber Maria und Josef freuten sich sehr über ihren Sohn. Sie nannten ihn liebevoll Jesus und legten ihn zum Schlafen in die Futterkrippe.

Später kamen Hirten zum Stall. Aufgeregt erzählten sie, was sie am Himmel gesehen hatten. «Es waren Engel, richtige, himmlische Engel.» «Sie sangen uns mit wunderbaren Stimmen vom Kind, das geboren ist.» «Es kommt von Gott und bringt uns Freude und Frieden!» Dann gingen sie wieder hinaus und begannen Musik zu spielen, zu singen und zu tanzen. Auch der Esel ging hinaus. Er wollte mitfeiern.

Die feiernden Hirten merkten zuerst nicht, wie sich drei Männer und ein müdes Kamel näherten. «Der Stern steht still!», rief einer der drei Fremden. «Ja, er steht still. Wir sind da. Endlich sind wir da!», freute sich der zweite. «In diesem Stall muss das Kind sein», meinte der dritte.



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Während die drei weisen Männer das Kind und seine Eltern besuchten, sagte der Esel zum Kamel: «Wir beide haben grosses Glück, dass wir da sein dürfen, nicht wahr?» – «Nein, das ist nicht wahr, überhaupt nicht wahr!», brummte das Kamel. «Tagelang, nein, nächtelang nehmen mich diese sonderbaren Herren auf eine schreckliche Reise durch die halbe Welt, und zwar durch die schlechte Hälfte der Welt. Und was ist da am Schluss? Ein lausiger Stall! Ein mickriger, verstaubter, stinkiger Stall. Solche Lotterbuden gibt es bei uns genug. Deswegen hätten wir nicht so weit reisen müssen.»

Der Esel wollte das Kamel trösten.Er wollte vom neugeborenen Kind erzählen, von den Engeln und den Hirten. Aber das Kamel hörte gar nicht zu. Es wollte nur endlich etwas Heu fressen. Der Esel versuchte, das Kamel in den Stall zu locken. «Es hat viel frisches Heu im Stall, Kamel. Komm, ich zeig dir wo.» Das erschöpfte Kamel wollte es aber anders haben. Es sagte: «Bring du mir lieber etwas Heu hinaus. Im Stall sind zu viele Leute, die Luft ist stickig und der Raum für mich zu niedrig.»



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Da kamen aber schon die drei weisen Männer wieder heraus. Balthasar trug ein Büschel Heu unter dem Arm und sagte: «Kamel, iss schnell etwas, dann kehren wir wieder nach Hause zurück.» Das Kamel rief entsetzt: «Was, schon wieder zurückreisen? Die ganze schreckliche Strecke mit Steinen und Bergen und Wüsten? Seid ihr nicht ganz bei Trost?» Die drei Männer zerrten das Kamel hoch und zogen wieder davon. Der Esel schaute ihnen lange nach. Das Kamel tat ihm leid. Es war so nahe beim grossen Wunder gewesen und hatte doch alles verpasst. Nach einer Stunde wollte das Kamel erstmals fragen: «Dauert das noch lange?» Aber die Frage blieb in seinem langen Hals stecken. Es wusste ja leider schon ganz genau, wie lange die Reise war. Aber es wusste noch immer nicht, weshalb sie die ganze lange Reise unternommen hatten. Plötzlich stand es still. Nach einem Moment schüttelte es sein Gepäck ab und dann rannte es zurück nach Bethlehem. Die Hufe galoppierten. Seine Höcker tanzten wild. Das Kamel schwitzte. Aber es blieb erst stehen, als es durch ein Fenster in den Stall blicken konnte. Dann sagte es: «Das ist doch gar kein normales Königskind, so arm und ohne Diener. Aber wenn die Engel über das Kind singen und ein neuer Stern aufgeht, wenn Hirten kommen und sogar weise Männer weite Reisen unternehmen, dann muss es ein besonderes Kind sein. Ich hab’s: Es ist ein Kind des Himmels. Bin ich ein Esel! Fast hätte ich das alles verpasst.»
Der Esel schmunzelte und sagte: «Ja, jetzt bist du wirklich so klug wie ein Esel, du stures Kamel!» Und beide lachten laut und lange.

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Der Film zur Geschichte

 

 

«So ein Kamel» haben die Gesamtschulen Hinten und Neuenschwand als Musical an der Gemeindeweihnachtsfeier in der Kirche Eggiwil aufgeführt. Den Film von dieser Aufführung können Sie sich an- sehen unter wochen-zeitung.ch/WZ-TV

21.12.2016 :: Urs Lauber Andrew Bond