«Im Ernstfall ist das Spitalbataillon innert 48 Stunden vor Ort»

«Im Ernstfall ist das Spitalbataillon innert 48 Stunden vor Ort»
Langnau: Bis Freitag stehen die Armeeangehörigen des Spitalbataillons 66 im Spital Emmental im Einsatz. Sie arbeiten in der Pflege wie auch in den Bereichen Gastronomie und Technik.

Spitalsoldatin Melanie Hauser aus Zürich tritt ihren Dienst an. Die Logopädin darf während einer Woche das Personal auf der Chirurgie begleiten und unterstützen. Sie ist eine der rund 60 Armeeangehörigen des Spitalbataillons 66, die ihren Wiederholungskurs (WK) im Spital Emmental sowie in Alterspflegeinrichtungen absolvieren. Nun steht Melanie Hauser neben dem Bett einer Patientin, die nach einer Operation aus der Narkose erwacht ist. «Haben Sie Durst? Möchten Sie ein Glas Wasser?», fragt sie die Patientin. «Ich arbeite nicht in einem Spital und ich freue mich darauf, das Gelernte praktisch umsetzen zu können. Ich bin sicher, dass dies eine lehrreiche Zeit für mich wird.» 

Eine Woche im Operationssaal

Mehr Spitalerfahrung hat Jessica Stauber aus Wetzikon. «Ich freue mich, dass ich durch diesen wöchigen Einsatz etwas Neues dazu lernen kann und den Patienten helfen darf. Gleichzeitig entlaste ich dadurch auch das Personal», erklärt die gelernte Pflegefachfrau. Es ist nicht ihr erster WK, den sie in einem Spital absolviert. Im Spital Langnau wird die Angehörige des Rotkreuzdienstes bis Ende Woche im Operationssaal eingesetzt. «Ich weiss nicht genau, was mich erwartet und welche Aufgaben ich übernehmen werde. Die Einsätze sind echt – ich lasse mich überraschen. In meinem zivilen Leben habe ich kaum die Gelegenheit, in einem Operationsaal mitzuarbeiten.»

Jährliche Prüfung

Die Soldatinnen und Soldaten haben sich auf ihren Einsatz im Spital vorbereitet. «Die WK finden jedes Jahr statt. Wir spielen den Ernstfall von der Mobilmachung, der Vorbereitungsphase bis zum Einsatz durch», erklärt Informationssoldat Richard Sjölund. «Die Angehörigen des Spitalbataillons im Bereich Pflege haben einen Pflegehelferausweis SRK in der RS erlangt. Bevor sie zu ihren Aufgaben unter realen Bedingungen antreten, müssen sie die jährliche Prüfung bestehen.»

Von der übung profitiere nicht nur das Militär, sondern auch das Spital, sagt Richard Sjölund. «Es ist ein gegenseitiges Kennenlernen und wir dürfen zeigen, wie wir arbeiten, wie unsere Abläufe sind und wie rasch wir reagieren können.» Im Ernstfall sei das Spitalbataillon 66, welches aus rund 370 Angehörigen besteht, innert 48 Stunden vor Ort um zum Beispiel ein Spital zu unterstützen und  Aufgaben in den Bereichen der Grundpflege und Technik (zum Beispiel Hygiene, Reinigung, Wäscherei, Labor) zu übernehmen.

Vier Hauptaufgaben

Den Beweis, wie rasch die Soldaten für einen Einsatz bereit sind, konnte das Spitalbataillon 66 an diesem Vormittag liefern: Am Standort in Burgdorf fiel eine Pflegefachkraft krankheitshalber aus. Statt eine Kollegin oder einen Kollegen des Spitals aufzubieten, konnte dies ein anwesender Pflegefachmann der Armee übernehmen.

Mithilfe in allen Bereichen

Die Armeeangehörigen helfen nicht nur in der Pflege oder in den Operationssälen mit, sondern auch in den Bereichen der Gastronomie, der Hauswirtschaft und im technischen Bereich. «Das Spitalbataillon hat vier Hauptaufträge», sagt Richard Sjölund: 1. die Unterstützung von zivilen Spitälern und weiteren Institutionen mit Personal, 2. das Einrichten und Betreiben einer GOPS (geschützte Operationsstelle) unterhalb eines zivilen Spitals, 3. das Einrichten und Betreiben eines improvisierten Standortes (beispielsweise in einer Turnhalle) sowie 4. den Betrieb des unterirdischen Militärspitals in Einsiedeln.

Und wie wenn sie niemals etwas anderes gemacht hätten, eilt Jessica Stauber Richtung Operationssaal und Melanie Hauser huscht durch die langen Gänge, um nach «ihrer» Patientin zu sehen.

13.09.2018 :: Veruschka Jonutis (vjo)