Am 13. Oktober erzielte Raphael Kuonen beim 3:1-Derbysieg gegen den SC Bern schon den sechsten persönlichen Treffer der Saison. Damit hatte er seine Torausbeute aus der kompletten letzten Spielzeit (fünf Tore in 54 Spielen) bereits drei Wochen nach Saisonstart übertroffen. Obwohl er in der Saison 2015/16 in der NLB für Rapperswil 34 Tore schoss, trat er in der höchsten Liga bis vor kurzem nicht als kaltblütiger Skorer in Erscheinung. Wieso klappt es auf einmal so gut? «Ich habe sehr gute Mitspieler», sagt Kuonen bescheiden. «Und der Trainer gibt mir viel Vertrauen, lässt mich auch im Powerplay spielen.» Stichwort Powerplay: Vier der bisherigen sechs Treffer erzielte der Sohn des ehemaligen Ligapräsidenten Pius-David Kuonen in Überzahl. Das ist Ligabestwert. Hinzu kommt ein Überzahltor am letzten Sonntag im Cup gegen die ZSC Lions. Sein Erfolgsrezept? «Natürlich trainiere ich jeden Tag dafür. Zudem spiele ich auf einer Position, in der ich viel schiessen kann, was ich sehr gerne mache.»
Mehr Eiszeit, mehr Vertrauen
Viermal schon wurde eines seiner Tore von Topskorer Harri Pesonen vorbereitet. «Harri spielt extrem gute Pässe, es ist super mit ihm zusammenspielen zu können», sagt der 26-Jährige. «Er ist ein Vorbild für mich, ich kann viel von ihm lernen. Und es ist krass, wie hart er arbeitet.» Dass er neben einem so guten Mitspieler stürmen darf, erhöht aber auch die Erwartungshaltung. «Wenn du mehr Eiszeit bekommst, musst du auch mehr liefern und so das Vertrauen zurückbezahlen», weiss Kuonen. Gemessen an den Toren ist es seine beste Saison in der höchsten Liga. Auch vom Gefühl her? «Ich glaube schon, dass ich besser spiele als letztes Jahr. Ich konnte im Sommer noch einmal einen Schritt vorwärts machen», sagt er.
«Weiss, was ich hier habe»
Am Ende der Saison läuft der Vertrag bei den Tigers aus. Wenig überraschend möchte der Verein seinen aktuell besten Schweizer Torschützen weiterbeschäftigen. «Wir haben ihm signalisiert, dass wir gerne verlängern möchten», sagt Sportchef Marco Bayer. Demnächst dürfte eine konkrete Offerte folgen, Bayer schwebt ein Zweijahresvertrag vor. Er hofft, den Spieler überzeugen zu können. Mit welchen Argumenten? «Beim Lohn können wir nicht mit anderen Klubs mithalten», sagt der Sportchef offen. «Für die Entwicklung des Spielers wäre es aber gut, noch ein, zwei Jahre hier zu bleiben. Er hat zwar schon sechs Tore geschossen, die muss er jetzt aber bestätigen.»
In der Saison 2013/14 spielte Raphael Kuonen bereits einmal für Langnau, damals in der NLB. Nach dem verpassten Aufstieg wechselte er zum HC Lugano, wo er sich nicht durchsetzen konnte und zuerst an Freiburg und später an die Rapperswil-Jona Lakers ausgeliehen wurde, mit welchen er letztlich in die NLB abstieg. «Ich habe sicher etwas aus dieser schwierigen Saison gelernt und werde das auch in die Überlegungen zu meiner Zukunft mitnehmen», sagt er. «Wobei es damals eine andere Situation war. Ich war jünger und wechselte von der NLB in die NLA.» Trotzdem kann er sich einen Verbleib im Emmental ganz gut vorstellen. «Hier weiss ich, was ich habe», sagt er. Bei eingehenden Offerten stehe nicht in erster Linie das Geld oder die Vertragsdauer im Vordergrund. «Wichtig ist mir, dass ich eine gute Rolle übernehmen kann. Und dass ich mich wohl fühle, was in Langnau absolut der Fall ist.»